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- 5 07 2001 - 12:20 - katatonik

Von der Unabhängigkeit des Österreichischen Rundfunks

Soeben verliest die Nachrichtensprecherin des Österreichischen Rundfunks in den Hauptnachrichten die Mitteilung, im Parlament hätte ein Gerücht über den bevorstehenden Rücktritt von FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler für Aufregung gesorgt.

Sie fügt hinzu, dass Vizekanzlerin Riess-Passer und noch jemand von der FPÖ, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, diesen Rücktritt “demonstrierten” – nein, verbessert sie sich, “dementierten”.

Seit Tagen sorgt beim Österreichischen Rundfunk die Ankündigung von P. Westenthaler für Aufregung, er würde den ORF verklagen. Seit Tagen gibt es im ORF-Radio – Fernsehen hab ich nicht – gallige Bemerkungen von Nachrichtensprechern über P.W. und die FPÖ. Mit offensichtlicher Genugtuung werden offensichtliche Meinungsverschiedenheiten über die Klage in der FPÖ kolportiert, mit offensichtlicher Freude werden Wortmeldungen anderer politischer Akteure, die die geplante Klage verurteilen, wiedergegeben.

Hach, jetzt kommt noch ein ganz ausführlicher Beitrag über die Westenthalerschen Rücktrittsgerüchte nachgeschoben, natürlich auch noch mit einer Wortspende des Kärntner Landeshauptmanns Haider garniert. Minutenlanges Rundfragen bei FPÖ-Vertretern, die wortreich die Inexistenz einer Gerüchtsgrundlage behaupten. Das sind Hauptnachrichten zur Mittagszeit in Österreich: Munkelei und Verdunkelei.

Unabhängigkeit beinhaltet beim Österreichischen Rundfunk, dass man Nachrichtensendungen nach Belieben mit Gerüchten und Ankündigungen bestückt, wenn es an die eigene Haut geht – die Qualität von Journalismus zeigt sich am deutlichsten, wenn er sich selbst zu verteidigen genötigt fühlt.

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