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- 16 06 2002 - 16:44 - katatonik

Südkorea, Japan, Fußball

“Auf der ganzen Welt werden Nationalmannschaften als politische Werkzeuge verwendet, durch die ein positives nationales Image demonstriert werden soll. Bedingt durch die historische Erfahrung gelte das für Korea vielleicht etwas stärker als für andere Länder, meint der koreanische Soziologe Hongik Chung. Besonders ausgeprägt war das nationalistische Interesse des Regimes am Fußball während der Zeit der koreanischen Militärdiktatur in den 80er Jahren. Damals dienten Fußball und andere Sportarten freilich auch dazu, die Soldaten körperlich fit zu halten. Die 80er Jahre brachten auch in Japan – obwohl demokratisch regiert – eine Welle des Nationalismus, der sich nicht zuletzt im Fußball manifestierte. Das hing mit der Popularität von Fußball zusammen, die in Japan immer wieder aufflackerte und verebbte. Nach einem vorübergehenden Hoch während der 60er Jahre – der Zeit der olympischen Spiele in Tokio und Mexiko – wurde erst in den 80er Jahren ein neuerlicher Höhepunkt erreicht. Im Japan der Nakasone-Ära erwies sich Fußball als die ideale Möglichkeit, Nationalismus zu fördern und nationale Identitäten auszuleben. Und wenn heute japanische Fußballfans die Nationalhymne Kimigayo absingen und die Hinomaru-Fahne um den Leib wickeln, so verwenden sie damit höchst umstrittene Symbole. Denn viele fühlen sich an die japanischen Eroberungsfeldzüge in der unrühmlichen Vergangenheit erinnert, bei denen dieselben Symbole verwendet wurden.”

Judith Brandner, “WM 2002: Sport – und mehr”. Schon im März geschrieben, erst jetzt entdeckt.


Unlängst übrigens so einige Artikel hie und da gefunden, die so tun, als würde das japanische Publikum jetzt erstmals mit der modernen Institution Fußball konfrontiert werden – sindsenichtlieb, wie sie immer zum falschen Zeitpunkt klatschen, haben halt noch keine Ahnung von ehrwürdigen europäischen Traditionen, die süßen Fremden. Müssen wir ihnen eben noch beibringen. Machen wir gleich, nachdem sie das mit dem Essen mit Messer & Gabel endlich kapiert haben. Und wie die Japano-Mädels alle geil sind auf unsere kräftigen Euro-Fußballer. Ja, wir werden denen schon noch zeigen, was echte Männer sind, gell.

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