Die Objekttibeter
Also erst kam da so ein Mail zu dieser Seite, die ja zum Großteil mein schäbiges Werk ist.
In dem Mail stand, dass die Objekte unserer Studien, also die Tibeter, die Seite wohl kaum genießen können würden, weil sie nämlich mit älteren Browsern ungenießbar sei und weil sich “minderbemittelte Tibeter” keine neuen PCs mit neuen Browsern leisten könnten. Wir reichen Europäer würden also die Tibeter – die Objekte unserer Studien sind – mit unserer zu anspruchsvollen Website zu Objekten machen.
Stupor oder Furor, das war die Frage. Ich entschied mich für schaumgebremsten Furor. Sehr geehrter Herr, leider können wir reichen Europäer uns keine professionellen Webdesigner leisten, die alle Browser-Kompatibilitäten im Ärmel haben und sie bei Gelegenheit aus selbigem schütteln. (Statt dessen leisten wir uns eine Freizeit-Webgestalterin mit Sockenfetisch. Nun ja, wir bezahlen sie ja nicht und es ist ja ihre Freizeit.) Wir bemühen uns ja, aber es gelingt nicht alles, und wenn Sie konkrete Fehler entdeckt haben, bitte teilen Sie uns mit, damit wir usw. usf.
Überdies sollte man die technologische Ausstattung des Tibeters nicht unterschätzen, fügte ich hinzu, denn was da oft für Boliden in den baufälligsten nordindischen (oder chinesischen) Hütten rumständen, da könne man schon staunen, und außerdem sorgte ja Software-Piraterie allerorten für die überaus rasche Verbreitung auch des neuesten Browsers, und natürlich sollte man auch älteste Browser unterstützen, aber angesichts dieser Technologieverbreitung fragt man sich doch, wie dringlich das Problem gerade bei den Tibetern wirklich ist, also, ehrlich, fragt man sich doch, nicht, fragte ich.
Ich verkniff mir brav den Hinweis darauf, dass “minderbemittelt” im Deutschen doch wohl vorwiegend pejorativ gebraucht würde (etwa in: “geistig minderbemittelt”) und die Ausdrucksweise “minderbemittelte Tibeter” gerade in einem Mail, das die Tibeterobjektung anprangere, nun ja, nicht einer gewissen Komik entbehre. Verkniffen, ja, der Furor war ja schaumgebremst.
Also dann kam noch eine Mail. Netscape 4.72 würde crashen und Internet Explorer 4.0 täte auch nicht so recht. Und wenn der “Spiegel” eine ordentliche Website hinkriegt, die mit alten Browsern läuft, wieso nicht auch wir? Und er selber, der Mailschreiber, er würde ja auch immer mit alten Browsern surfen, weil – und jetzt kommt’s – seine Festplatte nicht groß genug für neuere Versionen sei.
Wer objektiert da jetzt welchen Tibeter?
12 Tibeter? Ach, schenkt dem Mann nen alten Opera oder nen Phoenix und fertig. Wie? 14.4er Modems werden diskriminiert? Aber gern!
gHack (Jan 27, 09:51 pm) #
das istb geht ja noch, aber die ägyptologen! die müßten doch ihre homepage mit hieroglyphen in steintafeln meißeln, damit die alten ägypter das auch lesen können.
istb-ler (Jan 29, 12:49 pm) #