das sein der welt auf der rinde des hirns
ein beinamputierter berichtet von einem ungewöhnlich starken orgasmus während eines an sich gewöhnlichen geschlechtsverkehrs. das ungewöhnliche am orgasmus war freilich nicht allein seine intensität, sondern der ort seiner empfindung – er habe, so der beinamputierte, den orgasmus im amputierten bein gespürt. nun treibt mich der hunger nach jenseitigen erfahrungen nicht unbedingt dazu, mir zwecks nachvollzugs ein bein abzuhacken. es beruhigt aber zu wissen, dass der phantomorgasmus eine neurologische erklärung gefunden hat.
der hirnforscher vilayanur ramachandran macht darauf aufmerksam, dass das den beinen zugeordnete areal der hirnrinde gleich neben der region für die geschlechtsteile liege – so könnten also leicht ein paar reize überspringen, von rindenteil zu rindenteil in der hitze des orgasmischen empfindungsgef(l)echts.
der journalist stefan klein, der mit ramachandran plaudert, findet das echt toll. endlich, meint er, würde man nun auch erklären können, weshalb es verhältnismäßig mehr bein- als etwa arm- oder nasenfetischisten gäbe. somit, denke ich, wäre nun auf gänzlich unerwartetem weg bewiesen, dass der mensch, bzw. seine hirnrinde, zentrum zumindest des irdischen planeten wäre: auf der hirnrinde jenes 27jährigen berliners, der da unlängst zur befriedidigung seines brillenfetischs etwa 50 fremden männern brillengestelle von der nase riss, wird es wohl dann auch eine eigene neuronale zone für sehbehelfe geben. gleich zwischen denen für geschlechtsteile und grünen tee.