30.0000 Chinesen im nachempfundenen Deutschland
” Auch den Architekten Johannes Dell und die Stadtplanerin Vera Deus hat hat das Chinafieber geschüttelt. Mit Seniorpartner Albert Speer betreuen sie das China-Geschäft des Frankfurter Architektenbüros. Weit vor den Toren der Stadt fanden Deus und Dell Platz für ihren größten Auftrag: Ihr Büro sollte im Eiltempo eine Heimat für 30.000 Chinesen entwerfen. Die riesige Siedlung ist einer deutschen Stadt nachempfunden. Nur Monate nach Vertragsabschluss legten die Baukolonnen los. 2004 sollen bereits die ersten Mieter einziehen. Einspruchsfristen oder Bürgerinitiativen gibt es in der autoritären Volksrepublik nicht. Was die Führung beschließt wird gebaut.”
NDR: Deutsche Architekten bauen Mega-Städte in China
Im Beitrag fuhr Johannes Dell im offenen Kabrio mit einer beeindruckten Journalistin am abendlich festbeleuchteten “the Bund” mit Prachthäuserzeilen im europäischen Stil vorbei. China würde sich gerade wieder zu einer Weltmacht entwickeln, sagte der Architekt. Und wann hätte man als Architekt schon mal die Chance, beim Bau einer entstehenden Weltmacht dabei zu sein, so oder so ähnlich sagte der Architekt.
Na super. Aber die Bewohner Shanghais sind wahrscheinlich nichts anderes gewöhnt und erwarten auch nichts anderes.
Es hat mich immer wieder erstaunt, wie viel Kritiklosigkeit hier existiert.
Alles was ich als "gerade erträglich" bezeichnet hätte - und das auch nur weil sich in der Zeit hier meine Ansprüche immer weiter senkten - wurde von meinen asiatischen Freunden gleich als "ach wie nett" und "ist das nicht gut?" betitelt bzw. über die "hohe Lebensqualität" gefaselt.
Auf der anderen Seite - wer bin ich? Wer will schon in für den Touristen pittoresk anmutenden, aber in Wirklichkeit total verkommenen kleinen Buden leben. Dann lieber Tradition und Stil ade und ab in den gesichtslosen Neubau.
Und ist das nicht auch wieder das totale Mißverständnis? Was ist nach der Kulturrevolution überhaupt an Tradition übriggeblieben?