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- 28 09 2001 - 14:39 - katatonik

Vom Erklären und Rechtgeben

“Es ist heute moralisch inakzeptabel, über den Tod der mit unglaublicher Mitleidlosigkeit umgebrachten Menschen hinweg die amerikanische Herrschaft über die Welt zu hinterfragen. Aber es muss unsere Sache sein, zu verstehen, warum bei den armen Völkern der Welt, in marginalisierten Nationen, die ihre Geschichte nicht selbst bestimmen können, Millionen von Menschen so wütend auf Amerika sind – und wenn es eine blinde Wut ist. Wir sind dabei nicht gezwungen, dieser Empörung stets Recht zu geben.
Außerdem wird in vielen Ländern der Dritten und der islamischen Welt Antiamerikanismus eingesetzt, um vom Fehlen von Demokratie abzulenken und die Macht des lokalen Diktators zu steigern. Es ermutigt niemanden, der sich um die Durchsetzung der säkularen Demokratie in den islamischen Ländern bemüht, wenn Amerika enge Beziehungen zu geschlossenen Gesellschaften anknüpft, die, wie etwa Saudi-Arabien, so handeln, als hätten sie geschworen, der Welt zu zeigen, dass Islam und Demokratie sich nicht vertragen. Genauso hilft ein oberflächlicher Antiamerikanismus – wie etwa in der Türkei – zu verbergen, dass die Regierenden das Geld, das sie von internationalen Finanzinstituten empfangen, durch Betrug und Unfähigkeit vergeuden und dass der Unterschied zwischen Arm und Reich im Land unerträgliche Ausmaße angenommen hat.”

Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk in der Süddeutschen Zeitung. Dortselbst auch ein lesenswerter Artikel von Petra Steinberger über die Rolle des Islam in zentralasiatischen Staaten vor und nach sowjetischen Zeiten. Steinberger weist auch darauf hin, dass China vermutlich den Widerstand der Uighuren in der nordwestlichen (an Pakistan angrenzenden) autonomen Region Xinjiang zum “Islamismus” erklären und nun deutlich legitimierter bekämpfen wird. Ach ja, und Indonesien gibt’s auch noch.


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