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- 14 10 2001 - 23:57 - katatonik

Textschmerz

Wieder einmal wird die Frage nach Friedlichkeit oder gewalttätigem Charakter von Religionen gestellt, diesmal von Philipp Reuter, der hier in der “Gazette” an den von Claude Lévi-Strauss schon 1955 angestellten “interreligiösen Vergleich” in dieser Sache erinnert.
Mir gehen solche Vergleiche deshalb unsäglich auf die Nerven, weil sie Religionen als Lehrgebäude abstrahieren von den Gesellschaften, in denen ihre Vertreter tätig sind, weil sie oft allgemeine soziokulturelle Eigenschaften einer bestimmten Zeit als für eine dann und dort entstehende Religion einmalig mißverstehen, und weil aus solch abstraktem Herumgetue dann immer konkrete Folgerungen für das Hier und Jetzt gezogen werden, in rhetorischen Stein gemeißelt, sodass dem ehrfürchtigen Leser das spirituelle Maul offenbleibt. Das ist so, als würde man aus der Subjekt-Prädikat-Struktur indoeuropäischer Sprachen erklären wollen, warum der eigene Nachbar so ein verdammter Egoist ist.
Die Gazette hatte früher eine Rubrik “Texte, die wir nicht verstehen”, die aber leider verschwunden zu sein scheint. Besagter Text läßt den Verdacht aufkommen, dass unverständliche Texte nunmehr in den redaktionellen Teil aufgenommen werden.

“Für den Buddhismus gibt es kein Jenseits; alles beschränkt sich auf eine radikale Kritik, deren sich die Menschen nie wieder fähig erweisen sollten und an deren Ende der [buddhistische] Weise zu einer Verweigerung des Sinns aller Dinge und Wesen gelangt: einer Disziplin, die das Universum und sich selbst als Religion aufhebt.”

Stöhn.

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