Was fehlt
Was in dieser Gegenüberstellung von Weblogs und Journalismus fehlt, ist die Rolle von Journalismus als veröffentlichtem Regulativ einer oft intransparenten Politik.
Ich halte das für eine zentrale Rolle von (politischem) Journalismus, obwohl oder gerade weil sie so oft nicht wahrgenommen wird – wahrgenommen im doppelten Sinn von “von Journalisten nicht erfüllt” und “vom Publikum nicht registriert”. Ich halte das auch für eine Rolle, die Weblogs in der bei Praschl skizzierten Form nicht übernehmen können, und ich halte das auch für einen wichtigen Aspekt in einer Diskussion über Weblogs und Journalismus. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass Regierungen oft versuchen, Einfluß in großen Medienunternehmen zu gewinnen, jedoch Leute wie Praschl oder ich bislang noch nicht diskrete Anrufe von Parteisprechern erhielten, doch dieses oder jenes Thema so oder anders anzusprechen. (Ach ja, Frau Kellner, der Minister hätte gerne drei Zeilen Auftritt in ihrem Weblog. Wann wärs Ihnen denn Recht ... Die allmonatliche Mediaanalyse hat ergeben, dass der Kärntner Landeshauptmann auf camp catatonia überdurchschnittlich viele Blogzeilen beansprucht. Häufiger als er kommen nur noch Socken vor.)
Wenn mir jemand weismachen wollen sollte, die richtige Antwort auf schleichende Machtübernahmen einer autoritären Regierung in großen Medienunternehmen wäre, mehr Weblogs zu schreiben, so würde ich mit dem Wort “Trottel” keine Sekunde zögern. Das nur so zur Prophylaxe.