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- 5 01 2025 - 21:21 - katatonik

Problembeschreibung

“Es ist meine tiefe Überzeugung, dass Radikale für kein einziges Problem eine Lösung bieten, sondern nur davon leben, Probleme zu beschreiben”.

Das sagte der nunmehr zurückgetretene österreichische Bundeskanzler in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video. Ein Handyvideo, da stand er noch vor österreichischer Flagge. Das war alles, was man von ihm bekam, im Internet, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, ein hochkant stehendes Video mit aufgeweichten Randzonen zur Formatauffüllung.

Den ganzen Abend über dachte ich über die seltsame Antiklimax des Satzes nach, der mit dem Wort “beschreiben” am Ende vollends absackt. Die Hilflosigkeit des Bundeskanzlers, der noch in seinen letzten Worten gegenüber einer Partei, deren Vorsitzenden er immerhin als Sicherheitsrisiko für den Staat einstufte, mit dem er nicht ums Verrecken koalieren wollte, der noch in diesem seinen Abgangsstatement den Rhetoriktrainer, als der er ausgebildet wurde, nicht abschütteln konnte, die ganze Tragik einer Persönlichkeit, die in einem Politikstil gefangen und nun von den Mächten, die ihn oben hielten, fallen gelassen das Reale nicht benennen kann, sich bis zum Ende in das Euphemistische hineinzögert. Seit wann lebt der besagte “Radikale”, der Vorsitzende einer rechtsextremen Partei, Propagateur von Massenabschiebungen und Freund Rußlands, der ehemalige Innenminister, der den eigenen Verfassungsschutz sabotierte, seit wann lebt dieser Mensch davon, Probleme zu beschreiben?

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