Kulturnotizen, Rekonvaleszenz
“Summer of Soul” (Ahmir “Questlove” Thompson, 2021), Dokumentation über das Harlem Culture Festival im Sommer 1969, in der historischen Erinnerung von Woodstock überschattet, lange vergessenes Filmmaterial (Guardian review)
François Jullien, Ein zweites Leben (hängengeblieben: Überlegungen zur zweiten Liebe, zu Begegnung, zu Wiederbegegnung im Gegensatz zu Wiederholung, die Ankündigung einer Auseinandersetzung mit Klassikern chinesischen Denkens freilich enttäuschend unterbelichtet)
“East Side” (israelische TV-Serie, 2023, über einen “Fixer”, der Immobilien-Deals zwischen israelischen Siedlervertretern und arabischen Bewohnern Ost-Jerusalems einfädelt, klug angelegt, dicht schattiert, fein gespielt)
“Asura” (Netflix-Serie von Hirokazu Kore-eda, Januar 2025, eine Familienabtastung in Tokio Ende der 1970er Jahre, angelehnt an eine damals populäre japanische TV-Serie, Portrait vier erwachsener Schwestern, gemeinsames Essen als tragendes ästhetisches und erzählerisches Mittel, Guardian review, schwerer Rie-Miyazawa-Crush)
endlich Filme von Kurdwin Ayub gesehen, “Paradies, Paradies” (2016) und “Sonne” (2022), Familien- und Freundschaftsgeflechte über Migration und Exil hinweg, Drucksituationen und Feindseligkeiten, Himmelschreiendes, das Koexistieren und Zusammenfügen von Konstellationen, die in einer stark konturierten Vorstellungswelt überhaupt nicht gleichzeitig möglich oder vorstellbar sind und hier im Alltag eine skurrile Selbstverständlichkeit gewinnen
“The Diplomat” (Netflix-Serie, Deborah Cahn, 2023—24, zwei Staffeln; Keri Russell, auch so ein Crush, als US-Karrierediplomatin mit etwas älterem US-Karrierediplomatenehemann, sie wird Botschafterin in London, Navigation internationaler Krisen mit Nahost-Fokus, die Maschinerie der Diplomatie, komplexe Ehegeschichte, recht facettenreiche Aushandlung von Geschlechterdynamiken im politisch-privateen Ränkespiel)
Doch wieder mehr in Serien hineingeraten, nach längerem Desinteresse und Ennui.
Otessa Moshfegh, “Heimweh nach einer anderen Welt” (2020), Erzählungen des Abwegigen.
Alma Mahlers jüngere Schwester Margarete, Text im Standard von Olga Kronsteiner)
Abenteuer in Wien / Stolen Identity (Emile Edwin Reinert, 1952, restauriert 2025), Kriminalfilm im zerstörten Nachkriegswien, gebrochene Identitäten, dunkelgrau, schon einmal notiert