Go to content Go to navigation Go to search

- 20 11 2002 - 14:07 - katatonik

“Das Produkt immer mit einem Hund zeigen”

Seit Tagen scheint man Medienberichten zufolge in Österreich zu rätseln, welche große Überraschung die ÖVP in den letzten Tagen des Nationalratswahlkampfes präsentieren wird. Eine solche war von Waltraud Klasnic, z.Zt. Landeshauptfrau bzw. Frau Landeshauptmann in der Steiermark, Dienstags angekündigt worden.

Gemunkelt wurde von einer Wahlempfehlung durch Arnold Schwarzenegger (über den ein amerikanischer Bekannter übrigens unlängst meinte, er könnte demnächst Gouverneur von Kalifornien werden), von Frau Klasnic als Ministerin, oder der Schauspielerin Christiane Hörbiger als Kandidatin.

Heute wurde das Rätsel gelöst: Die ÖVP kündet eine Initiative für ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz an. (“Ja, das ist es”, bestätigt man aus der Parteizentrale.)

Der Spitzenkandidat der FPÖ Herbert Haupt bekräftigt bereits, dass für ihn eine Beteiligung an einer Koalition mit der ÖVP nur mit einem bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz in Frage kommt (“Das ist für uns eine Koalitionsfrage”).

Demnächst: Wahlkampfauftritte von Spitzenkandidaten mit Gänseblümchenkränzchen um den Kopf und Hasenbabies im Arm.


Wirklich. Das könnte funktionieren. Zumindest in Deutschland sind Tiere wesentlich beliebter als Kinder und die Tierschutzvereine gehören zu den reichsten Organisationen.

gHack (Nov 20, 02:24 pm) #


Politisch gesehen ist es aber gänzlich unglaubwürdig, weil sich die ÖVP nie um das Thema gekümmert hat und bisher Bemühungen anderer Parteien oder Bewegungen in dieser Richtung ignoriert oder gar behindert hat. Ob Tierschutzvereine reich sind in Ö oder nicht, weiß ich nicht; politisch einflußreich sind sie jedenfalls nicht.
Dass es sich um eine Schnellschußaktion in der Wahlkampf-Endphase handelt, ist sogar Schnucki, dem Hofhasen in Hintertupfing, klar. Die KronenZeitung ist ja eine äußerst tierfreundliche Zeitung, übrigens, und ich dachte natürlich sofort in Richtung Anbiederung bei selbiger.
Im Ernst: Das ist einfach völlig grotesk (noch grotesker Haupt: "Das ist eine Koalitionsfrage!"). Was man sich davon erhofft, ist mir unklar. Ich kann mir nur vorstellen, dass es eigentlich andere sensationelle Pläne gegeben hat, die aber ins Wasser gefallen sind (-> Plan-Entchen).

katatonik (Nov 20, 02:46 pm) #


In Deutschland ging es darum, den Tierschutz im Grundgesetz zu verankern. Das war auch so ein finsteres Manöver. Aber die Hasis haben einen Trumpf: James Bond!

gHack (Nov 20, 03:14 pm) #


Den Bunny-Scherz habe ich bereits bemerkt und beschmerzt. Für Österreich wäre natürlich eine Arnold-Verbindung sowieso besser als eine mit James.

katatonik (Nov 20, 03:59 pm) #


Ich bin böse, ich weiss.

gHack (Nov 20, 04:24 pm) #


Ich auch.

katatonik (Nov 20, 04:49 pm) #


@gHack: Wobei unsere Liebe schon sehr selektiv ist, was man an den Tieren sehen kann, die wir so zu verspeisen belieben. Case in point: Eine letzthin gesendete Fernsehdokumentation über auf Gänse spezialisierte Schlachthöfe. Die armen Kreaturen werden extrem grob aus ihren viel zu engen Käfigen herausgezerrt, um dann - Kopf nach unten - auf einem Förderband ihrem Ende entgegenzuschnattern. Schlachthöfe sind sowieso ein Affront gegen Mensch und Tier. Dort zu werken muß wohl einer der miesesten Jobs überhaupt sein. Recht glücklich haben die ArbeiterInnen in den oben erwähnten Betrieben jedenfalls nicht ausgesehen.

Franz Fuchs (Nov 20, 05:40 pm) #


Wenn wir sagen, dass wir etwas "zum Fressen gern" haben, dann ist das schon nicht ganz unkorrekt, semantisch gesehen.

gHack (Nov 20, 05:57 pm) #


ich sehe gerade, der oben gewählte begriff "schnellschußaktion" gewinnt hier eine unbeabsichtigte pointe.

katatonik (Nov 21, 01:03 am) #


ich denke, werbung besteht in der schaffung neuer sinnzusammenhänge.

ich mag tiere - die mögen auch tiere - es muss [ganz allgemein] was getan werden [nicht nur für tiere] - die tun was - ich mag das was die tun - ich mag die [ganz allgemein]

man schafft ein pars pro toto in der politischen diskussion. ein symbol. ein positiv besetztes bild. man verschiebt gewichte und macht bilderpolitik. eine ziemliche infantilisierung ist das. das meiner meinung nach beste bild aus politischer werbung, das ich kenne ist 'it's time for a change!'. grossartig, zustimmungsfähig und sagt nix.

tompaul (Nov 21, 10:05 am) #

  Textile help