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- 13 11 2003 - 12:33 - katatonik

Organisierungen in Österreich

Seit gestern streiken die österreichischen Bundesbahnen. Auch die Postbusse streikten, haben den Streik aber mittlerweile beendet. Es geht um Reformen, Eingriffe in bestehende Arbeitsverträge, Ausgliederungen, Umstrukturierungen, Machtbeweise.

Im österreichischen Rundfunk wird angekündigt, der niederösterreichische Landeshauptmann würde eine Sammelklage aller durch den Streik geschädigter Pendler anvisieren. Eine Telefonnummer wird durchgegeben, bei der sich klagewillige Pendler melden können. Das ist Service im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Der österreichische Rundfunk berichtet quasi am laufenden Band darüber, welche Schäden der Streik anrichtet – bzw. im Stillen, durch Berichte, welche er bis jetzt nicht anrichtet, welche er eigentlich anrichten sollte. Größere Behinderungen im Straßenverkehr sind ausgeblieben, nur an Stadteinfahrten haben mehr Autos gestaut als sonst (“Haben heute schon gestaut, mein Herr?”).Die Katastrophenmeldung ist, dass es keine Katastrophen gibt. Wie lange geht es noch ohne Chaos, fragt der Sprecher. Private Busunternehmer und Autovermietungen verzeichnen Zuwächse. Ja, die Privatwirtschaft, ein Ort des Wuselns und Boomens. Deswegen muss die Bahn auch dahin.

Die Österreicher können sich arrangieren und organisieren, sie halten durch, sie sind widrigkeitsresistent, schau an, wir Östereicher. Erst organisieren wir uns, um großes Chaos zu verhindern, dann organisieren wir uns, um gegen streikende Gewerkschaften Sammelklagen einzubringen, damit sie uns den Anteil von 5,50 EUR ersetzen, den unsere Pendlermonatskarte durch die entfallene Fahrt an Wert verlor. Wir wissen, was uns öffentlicher Verkehr wert ist. Wir organisieren unsere Gesellschaft.

Die vermutlich einzige Organisationsform, die der österreichische Rundfunk bei Uns Österreichern nicht kennt, ist die von arbeitenden Menschen in Gewerkschaften, die nötigenfalls und rechtmäßig ihre Rechte erstreiken wollen.

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