Was man so braucht
Nach wie vor ein Wienverbleiber, beharrlich, trotz freundlicher Familieneinladungen aus Weinviertel und Bayern (wir senden unsere freundlichen Grüße). Am 23. wird Tiersubstanz eingelegt, meist in Mischungen aus Frühlingszwiebel, Sojasauce, Ingwer und Sesamöl, damit sie am 24. bratpfannenbehandelt werden kann. Mit dem gegen Mittag des 24. noch eingesackten Alkoholvorrat noch kurz bei K**ser zum Muskelaufbau vorbeigeschaut, so gehört sich das. Mit mir trainierten nur einige merkwürdig aussehende männliche Gestalten, älter, schiefer, sonderbarer als sonst.
Wie schon ehedem stammte die mediale Weihnachtsbegleitung aus dem englischsprachigen Raum: damals irische Priesterserien; dieses Jahr entdeckte ich beim Einsortieren von Büchern und Videos aus dem vorvergangenen Jahr die vollständige Black-Adder-Videoedition (süß und harmlos übrigens da noch, die Bittgesuche der BBC, man möge doch ihre Produkte bittschön nicht unrechtmäßig kopieren) und widmete mich ihrer ersten Zeitschiene, auch schön antiklerikal. Spätnachts im Wirtshaus mit dem Wirten über K**ser geplaudert, mit einer Stammgästin über Kampfsportarten, Fahrradunfälle (sie hat mich definitiv übertrumpft) und altersbedingte Verfallserscheinungen geschwatzt, während die elektronische Hintergrundmusik nicht mehr das war, was sie zu völlig hinüberen Zufallstreffen mit Altbekannten vor ein paar Jahren noch war. Die Altbekannten sind wohl auch schon älter und gehen nicht mehr zu Zufallstreffgelegenheiten, schön blöd, und die Hintergrundmusikanten machen zu viel auf harmonisches Gebloope (meine Herrn, der Wirt frug sich bei Zwischendurchgekrache sogar besorgt, ob denn jetzt schon wieder die Boxen hin wären, wo das doch immer so teuer wäre, sie richten zu lassen …). Die Weihnachtsfrauen und -männer, die sonst ebensolche sind, blieben dieses Jahr aus. Kurz überlegt, mich als wohlmeinende Großtante zu einer Runde wodkatrinkender, stachelhaariger junger Männer aus dem europäischen Osten zu gesellen (überhaupt neues Großtanten-Fetischobjekt: traurige, trinkende junge Männer aus dem Osten Europas), es dann aber doch gelassen.
Nun ja, wie Junker Baldrick so gern sagt: “I have a cunning plan.” Es gibt nämlich noch Lagavulin, den man mit nur einem Binnen-L schreibt, übrigens.