Bärte, sich ausbreitend
Auf einem Foto der Familie meiner Großmutter mütterlicherseits von Mai 1936, mit Herren im Steireranzug und Damen im Festtagskleid mit weißem Spitzenrüschenkrägchen, hat der Herr rechts vorne, von dessen Schulter lässig eine Ziehharmonika baumelt, ein Hitlerbärtchen.
Kaum habe ich das entdeckt, sehe ich auch beim Herrn rechts hinten, der steif, aber keineswegs stramm, dasteht und verkniffen lächelt, einen starken Schatten unter der Nase. Könnte er etwa auch …? Und was ist mit dem Schättchen unter der Nase des Burschen links vorne, der lässig eine Klarinette in seiner Linken hält?
Minuten später sehe ich auch unter der Nase meiner ältesten Tante (links außen im weißen Kleid), damals so an die 12 Jahre alt, einen Hitlerbart.
Ich wage es nicht, in den Spiegel zu sehen.
Das muss mal schwer in Mode gewesen sein. Mein Großvater (Böhmerwald/Mühlviertel) und alle seine Kumpels trugen ihr Hitlerbärtchen tapfer bis zum Tod, ohne sich dabei was zu denken. Man stelle sich vor, Hitler wäre Friese gewesen. Dann wär diese hässliche Schifferfräse auf ewig belastet. Oder Koteletten.