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- 31 07 2022 - 22:05 - katatonik

"Ich weiß so viel über sie, und sie kennt mich gar nicht"

Diesen Satz prägte meine Nichte, Anfang 20. Sie sprach über Patti Smith, über die sie im Gymnasium ihre vorwissenschaftliche Arbeit geschrieben hat, 42 Seiten, auf Englisch. Sie war sehr nervös, sie hatte Smith noch nie live gesehen. Und dann fiel der Satz, knapp vor Smiths Konzert in der Wiener Arena.

Hätte man vor zwanzig Jahren, vor zehn Jahren, so einen Satz gesagt? Über eine Person des öffentlichen Lebens, über die man recherchiert hat? Es wäre wohl nicht ungewöhnlich gewesen, dass so jemand einen selbst nicht kennt, das wäre doch total normal gewesen. Ungewöhnlich wird das doch erst, wenn das reziproke Kennen in den Bereich des zumindest technisch einfach Möglichen rückt, also beispielsweise unter den Bedingungen sozialer Netzwerke. Gerade das sind doch die Bedingungen, unter denen es schon unheimlich sein kann, so viel über jemanden zu wissen, der einen umgekehrt gar nicht kennt. Oder?

Das Reziproke in sozialen Netzwerken, ein Thema.

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