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- 1 01 2004 - 18:24 - katatonik

Magic, baby

Die Anfangstakte des Donauwalzers treffen immer noch ins Herz, mittendrein, erstaunt mich jedes mal selbst. Wenn möglich, immer wieder, jedes Jahr, und Erstaunen darüber, was für ein vielschichtiges, anrührendes Stück Musik das ist. Ernsthaft. Die Verzögerung der Taktung, als ob gedacht dafür, dass die tanzenden Paare in Erwartung des nächsten Schrittes ganz aufeinander eingeschworen einen Moment lang in der Luft schweben. Das Zurückfallen dann in musikalisches Geplänkel, Körpergeplaudere, dann wieder ein Abbrechen, ein Verharren, und wieder ein Anheben und Abheben. Ernsthaft unglaublich, ganz ernsthaft.

Na gut, Sex eben.

Diesmal in einem Haus mit eigenem Namen, wie exquisit: “Lasallehof”. Wien 2, über den Dächern, 8. Stock, Gemeindebau, 20erJahre, behutsam renoviert, so heisst es. Mit dem Aufzug kommt man bis in den 6. Stock, dann geht es noch zwei Stockwerke über eine Holztreppe nach oben. Eine Art Vereinslokal, jetzt vorwiegend als Arbeitsraum des Gastgebers genützt, aber immer noch, erzählt einer, dem es wer anderer erzählt hat, kommen manchmal die Kartenspieler.



Rundumbalkon. Nach Westen Blick auf die Innenstadt mit Riesenradsilhouette, nach Osten Blick auf die Mexikokirche mit Donaubrücken und New-Economy-Glastürmen.



Knapp vor Mitternacht eingetroffen, nach Fischessen und Weintrinken in einem Restaurant für den archetypischen Austro-Chabrol (die Fuchsstolen!). Herzlich willkommen geheißen dann auf diesem Kettenbesucherfest, wo man da ist, weil man wen kennt, der wen kennt, der wen kennt, der eingeladen wurde (und dann nach Mitternacht über SMS Weblogsuperstars herbeiruft, die dann da sind, weil sie wen kennen, der wen kennt, der …).




Es gab kein Radio, und niemand wusste, wann genau Mitternacht war. Handyzeitvergleich, unschlüssig. Kirchenglocken läuten, und plötzlich wusste man, dass, weil die ganze Stadt pulsierte: Aus allen Richtungen das Krachen von Feuerwerken, überall, von Horizont bis Horizont, das Auffahren von Lichtblitzen. So noch nie gesehen. Weg mit dem pubertären Silvestergrummeln von wegen “scheiss-verordnete Fröhlichkeit und ich bin fröhlich, wanns mir passt, also nie”, her mit der Faszination, dass sich eine ganze Stadt mit Lichtblitzen und Knallern austobt, zur gleichen Zeit, im selben Moment, überall, und dann die Anfangstakte und das Schweben.




Um fünf Uhr früh war noch Topfentorte übrig. Der Gastgeber zeigte die Exemplare der “Zeit”, die er, als Abonnent, der nicht zum Lesen kam, im vergangenen Jahr nicht geöffnet hatte.



Im Erdgeschoss stand vor dem Aufzug ein Mann, der zu seinem Hund begütigend murmelte “ruhig, ruhig”. Ich glaube, er trug eine “Kronen Zeitung” unterm Arm. Am Gittertor zum Gemeindebau hingen fünf Plasticksackerln zur freien Entnahme des nämlichen Blattes Im Taxi erzählte ich den ungläubigen Gästen, dass Zeitungen in Österreich, seit ich denken kann, Sonn- und Feiertags in unversperrten Plastiksackerln mit darüber angebrachter Geldeinwurfbox ausgeliefert werden. Speaking of terror.


Öhm, wenn du noch mehr zum Donauwalzer wissen willst....: Auf http://www.aeiou.at/js-don08.htm wird er regelrecht analysiert. ;-)

Stefan (Jan 4, 12:35 am) #

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