Die Diskreten
... Trifft man dann so gelegentlich andere, deren Weblogs man liest, und hört, dass in ihrem Leben dies oder jenes schief liegt, was so dermassen unverschämt unpassend wirkt, was aber in ihren Weblogs gar nicht vorkommt.
Unverschämt unpassend – nicht eine Schwierigkeit oder Schieflage, die vorstellbar sind als erwarbarer Stein auf einem überschaubaren Weg, nicht ein Konflikt in angemessenem Rahmen, wie Plastikküberlbesitzkämpfe im Sandkasten, wo ja sonst eh wenig anderes passiert, sondern etwas Hundsgemeines, Danebenes, Erniedrigendes, ein Hackl ins Kreuz, ein Tritt in die Kniekehle. Ach.
Dass Leuten so unnötiger Dreck passieren muss, dass sie sich damit beschäftigen müssen. Dass sie trotzdem nicht den ganzen Tag darüber klagen, dass sie weitermachen mit dem, was sie machen, dass sie in ihren Weblogs eben nicht so Dreck rausblasen, rausposaunen, rausrotzen. Diese Diszipliniertheit und Diskretion im Ausdruck. Die ist mir fast unheimlich, und verdammt bewundernswert. Andererseits.
Situation und Gedanken sind mir auch schon untergekommen. Dann aber gleich: Der (die) bräuchte jetzt eigentlich was anderes als ein Weblog.
hns (Oct 26, 10:42 am) #
ja. auch beobachtet. manchmal (glücklicherweise nur selten) auch an mir selbst. (m)eine erklärung dafür: dass weblogs manchmal vielleicht auch so etwas wie ein würde-tool sein können. würde jetzt nicht konjunktiv, sondern das substantiv. aber weiß ich auch nicht so genau. fühlt sich gelgentlich so an.
ist ohnehin erstaunlich, und hätte ich früher nie geglaubt: wie das schweigen über schmerzen helfen kann (abt. würde-tool).
katatonik (Oct 27, 12:37 am) #
das schweigen ist der schorf vielleicht, denke ich. solange es noch blutet, ist es schwerer, das schweigen auszuhalten. aber umso würdevoller.
schön, was sie da sagen. und dass sie es sagen. würde ist ein gutes wort.
stattkatze (Oct 29, 11:45 pm) #