Schaumwein und Wahnsinn
Das Geburtstagsessen, bei dem eine Flasche Champagner inmitten eines mit Meerestieren belegten Sauerkrautrings platziert wurde. Die Wärme des Krautes hätte den Schaumwein zu eruptivem Sprudeln veranlassen sollen. Mit etwas Nachhilfe kam es dann doch noch zu vorzüglichem Champagnerkraut. Ich trank den Nachbarn unter den Tisch und war zufrieden.
Diesmal am Gang vor der Universitätsbibliothek einem zerzausten Herrn begegnet, Schulter und Nacken in der öffentlichen Selbstversteckungshaltung hochgezogen, in der rechten locker eine fast leere Sektflasche schwenkend. Spontan gedacht, die hätte er sich aus einem der Wandmistkübel geklaut, der, der spontan wie ein Obdachloser aussah. Um die Ecke gebogen dann auf der gegenüberliegenden Treppe eine Gruppe Feiernder entdeckt, mit halbvollen Sektgläsern. Vielleicht war es doch der etwas verschrobene Onkel Edi dieser Feierfamilie; der, der auf Schaumwein gern Schultern und Nacken hochzieht und allein durch Gänge schreitet, immer das Gleiche mit dem Edi, dem Hochziehisolationsschreiter. Wenn der Schaumwein leer ist, rezitiert er dann Unverständliches, aber so lange konnte ich nicht warten.
Donnerstags Früh lagen im überfrorenen Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz gezählte vier Schaumweinflaschen, vermutlich leer, jedenfalls in Eis, eingefroren, augenscheinlich spontan verstreut (Edi?). Der Platz darum herum war ebenfalls überforen. Gar nicht so wenige Fußgänger benutzten ihn trotzdem als Abkürzung von hie nach da und rutschten, teils belustigt, teils konzentriert, langsam vor dem Russendenkmal in die gewünschte Richtung. Gesehen, dass die russischen Markierungen am Rand des Denkmalgemäuers abgebröckelt sind.
Vor einigen Monaten, freitags Früh, dort eine seltsame Begebenheit gesehen. Soldaten (österr.?) zogen von der Drittbezirksseite des Denkmals über den Platz zur Viertbezirksseite und stiegen dann in einen Bus. Vor einem kleinen weißen Auto standen drei, vier Militärpolizisten (österr.!) und plauderten, ihre Umgebung dabei mit Militärpolizistenblick abstreifend. Es lief auch jemand mit einem Stativ weg. Ich habe nicht nachgefragt. Ich habe meine Russendenkmalsereignisse gern mysteriös.