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- 26 08 2003 - 23:48 - katatonik

Stillstand in meinen Functionen

“Die Gabe, seine Empfindungen dem Arzte zu beschreiben, hat wohl nicht leicht ein Kranker in höherem Grade besessen, als Goethe. Nur hinsichtlich eines einzigen Zustandes, kam hierin eine beständige Ausnahme vor. War nämlich die Gabe irgend eines sogenannten Reizmittels etwas zu stark gegriffen worden, — wie das im Anfange meiner Bekanntschaft mit ihm, ehe ich mich von seiner ganz ungewöhnlichen Empfänglichkeit überzeugt hatte, einige Mal geschah, — so pflegte er die dadurch erregte Empfindung mit den Worten zu bezeichnen: “Es ist ein Stillstand in meinen Functionen eingetreten.” Er vermochte niemals diesen Zustand deutlicher mitzutheilen.”

Die letzte Krankheit Goethe’s beschrieben und nebst einigen andern Bemerkungen über denselben, mitgetheilt von Dr. Carl Vogel, Großherzogl. Sächsischem Hofrathe und Leibarzte zu Weimar.

”... tiefe Seufzer, — letztere eine gewöhnliche Erscheinung in allen Krankheiten Goethe’s, — ... ”

”...Ferner: Wüstheit des Kopfes, Unaufgelegtheit zum Denken, auffallend vermehrte Schwerhörigkeit, Unruhe bei Zerschlagenheit der Glieder, und das ganz eigne resignirte Wesen, welches bei Goethe, während der letzten Jahre seines Lebens in allen Krankheiten an die Stelle eines in ähnlichen Fällen früher gewöhnlichen aufbrausenden Unmuthes getreten war und sich häufig in den Worten aussprach: “Wenn man kein Recht mehr hat, zu leben, so muß man sich gefallen lassen, wie man lebt.” ... ”

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