Vogelweidpark, Wien
Freitag Mittag, bedeckter Himmel, trockene Trübnis. Am Spielplatz im Vogelweidpark ist nur ein Kind, sonst niemand, überhaupt ist sonst niemand im Park sichtbar. Ein Bub, vielleicht so elf oder zwölf Jahre alt, mit Beikeles und Kippa; er trägt sehr uncoole, dunkelblaue Jeans, die bis über den Nabel in seinem molligen Bauch reichen, dazu ein blaugraues Holzfällerhemd, ebenfalls sehr uncool. Er sitzt auf der Schaukel und schaukelt konzentriert, Schwünge optimierend, den Blick durch die dicken Brillengläser im Nirgendwo. Von seinen Gürtelschlaufen baumeln Schlüsselketten ohne Schlüssel dran, zwei, drei, vielleicht auch vier. Manchmal bricht er das Schaukeln ab, aus Gründen, sicher. Dann schaukelt er weiter.
Samstag Abend, Dunkelheit. T., G. und ich verlassen das Schwimmbad. He, da ist ein Pferd, rufe ich in die belebte Unterhaltung rein. Ja, da war ein Pferd, das gerade am Zügel in die Tiefgarage geführt wurde, ein weißes Pferd. Aber jetzt verbirgt ein Lieferwagen die Sicht. Ich weiß nicht mehr, ob T. und G. das Pferd gesehen haben (haben sie nicht, stellt sich später heraus, aber das macht nichts, denn:) Wir gehen durch den finstren Vogelweidpark, links der Spielplatz, rechts die Stadthalle. Plötzlich kommt vom anderen Ende ein Pferd auf uns zugeritten, ein braunes Pferd in tänzelndem Schritt, klappklapp, katatitschak, mit einem jungen Mann am Rücken. Wir lachen und rufen “Grüß Gott!” und “Guten Abend!” zu Pferd und Reiter. Dann holen wir Fladenbrot aus der türkischen Bäckerei, Biere und Samosas vom Eckinder und gehen nach Hause, zu C., zu Essen und Campari mit Blutorangensaft.