Nachtgesang
Ein schöner Moment: ein Studentenfest, das sich in einen der vielen Campus-Innenhöfe verlagert. Es sind Musikwissenschaftler, die feiern, und wahrscheinlich auch ein Grüppchen ebensolcher, die zu singen beginnen, zuerst vielstimmiger Kärntnergesang (von Damen), dann entwickelt sich ein Singduett zwischen einer jungen Frau, links, und zwei jungen Männern, rechts, wobei letztere im Chor intonieren. Ich weiß nicht, was sie singen; es klingt ein bisschen nach zeitgenössischem amerikanischem Populargesang, könnte auch bei einer Musical-Audition vorkommen, in der Situation sehr angenehm, aber sonst könnte man mich damit jagen.
Unser kleines Bierdosengrüppchen steht dazwischen und unterhält sich. Der Gesang flirrt knapp an uns vorbei hin und her. Die jungen Männer gehen ein paar Schritte in Richtung Hofausgang und singen weiter. Die Frau singt zurück. Die Männer gehen noch ein paar Schritte weg und singen in ihre Richtung, leicht schmachtend. Sie singt zurück. Das geht so weiter, ein paar Runden, bis sie das Interesse oder die Aufmerksamkeit oder die Stimme verliert und aufhört.
Die beiden Jungs machen aber weiter: ein paar Schritte, ein paar schmachtende Töne in ihre Richtung. Zuletzt stehen sie bereits im Torbogen, man sieht sie kaum noch, aber sie singen laut und deutlich.