Das freie Land
Die Universität muss einen Schrieb ausstellen, mit dem ich mein Visum beantragen kann. Um das Visum zu beantragen, muss ich zwei verschiedene Gebühren vorab einzahlen und zwei Formulare ausfüllen, davon eines online, das dann mit Barcode versehen wird und ausgedruckt werden kann. Um die eine der beiden Gebühren bezahlen zu können, brauche ich den Schrieb der Universität.
Ich kann dann mit all diesen Schrieben und Formularen eine kostenpflichtige Telefonnummer (2,19 Euro pro Minute) anrufen, um einen Termin bei der Botschaft zu vereinbaren. Dann bekomme ich das Visum aber noch nicht; ich spreche vor und hinterlasse meine Dokumente, Zahlungsbestätigungen und Formulare, und auch meinen Reisepass.
Man wird, so man mir wohlgesonnen ist, den Reisepass mit dem hineingestempelten, hineingeklebten, angetackerten oder hineingenähten Visum postalisch zurücksenden (ich darf bei meinem Besuch einen Euro für die Postgebühr hinterlassen).
Erst wenn das Visum ausgestellt ist, kann mir die Universität Zugang zu jener internen Datenbank verschaffen, über die ich mir dort drüben eine Unterkunft suchen kann, zu jener Datenbank, die für solche Zwecke am vielversprechendsten ist.
Das ist der Punkt, den ich bei der vorausgesetzten Handlungslogik aller Beteiligten noch am wenigsten verstehe: dass die Universität meinen Visumsausstellungserfolg braucht, um mich an ihrem kleinen internen Wohnungsmarkt teilhaben zu lassen. (Aber vielleicht habe ich das auch falsch verstanden.)
Erst wenn ich dort bin, wahrscheinlich, bekomme ich Zugang zum E-Learning-System, über das ich Materialien für meinen Unterricht hochladen kann. Das wird drei Tage vor Lehrveranstaltungsbeginn sein. Das stört micht nicht, didaktisch, aber es ist doch Alanis-Morisette-mäßig ironisch: dass man physisch dort sein muss, um Zugang zur Einrichtung virtueller didaktischer Möglichkeiten zu erhalten.
Das nächste Mal geh’ ich dann, ja, nach drüben, in die andere Richtung.