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- 22 08 2007 - 22:49 - katatonik

Like Swimming

Anlässlich eines Streits im Wiener Profischwimmermilieu, bei dem es auch um Trainingsmöglichkeiten geht, hat der Standard Inventur gemacht: In ganz Österreich gibt es drei öffentlich zugängliche 50m-Becken.

Man muss kein vereinsorganisierter Profischwimmer sein, um sich in Wien beklagen zu können. Das Stadthallenbad besticht nicht nur mit einer derzeit akustisch, ahem, seltsamen Website, sondern mit ganzen zwei Sportbahnen. Der Rest des 50m-Beckens gehört der Allgemeinheit inklusive Turmspringern (eine Seite) sowie Senioren und anderen, die weder jugendlich noch Sportschwimmer sind (andere Seite).

Wochentags nach dem Arbeitsende der Normbiografler schwimmen zu wollen – praktisch sinnlos. Vormittags ist ok, früher Nachmittag auch. Wochenende ist abends fein, auch am Mittnachmittag nicht übel. Sommer ist wunderbar leer, wenn das marode Bad nicht gerade wochenlang wegen Renovierungen geschlossen ist.

Für Charme sorgen bei Regenwetter immer wieder die Tropfen, die von der hohen Decke herab ins Becken fallen, weil das Dach nicht ganz dicht ist. Triffst du mich diesmal, oh Tropfen, ins verwundbare Nasenloch? So etwas spornt an, schneller zu schwimmen. Das ist sicher beabsichtigt. Danke, Stadthallenbad!

Apropos beabsichtigt: Wie es eben so ist, hängen sich immer wieder Nichtsportschwimmer in die Schnüre, die die Bahnen abgrenzen, paddeln rum, machen Spaß, homo ludens und so. Hat auch was von Grenzüberschreitung, die der Jugendliche an sich im Schwimmbad ja gern praktiziert (Arschbombe vom Dreimeterbrett – von so etwas zehren Generationen!). Am Wochenende führt das zu dezenten Sozialgewittern zwischen Sportschwimmern (meist nicht erkennbar migrantisch) und plantschenden Kinder- und Jugendgruppen (meist erkennbar migrantisch).

Ich habe noch nie erlebt, dass einer der Bademeister jemanden, der sich lasch in die Sportbahnen reinhängt oder darin eklatant unsportlich rumpaddelt, auffordern, da rauszugehen, weil da nun mal die Sportschwimmer schwimmen, die im übrigen meistens nichts vor sich sehen. Crawler sind blind wg. Nachuntenblicken, Rückenschwimmer wg. Nachobenblicken, und die Brustschwimmer … nun ja, angelaufene Schwimmbrillen, eine Krankheit unserer Zeit.

Umgekehrt habe ich sehr häufig erlebt, dass Bademeister empört Jugendliche aus der Seniorenbahn pfeifen. Hatte ich schon erwähnt, dass freitags Seniorenschwimmen mit Trullalamusik stattfindet, zu welchem Behufe die Sportbahnen quasi “am lebenden Schwimmer” verlegt werden, manchmal gar von zwei auf eine verengt? Dass Sportschwimmer, die auch nur zehn Sekunden desorientiert im Seniorenbereich schwimmen, während die Bahnen verlegt werden, sofort verwiesen werden, wogegen in Sportbahnen herumgrundelnde Pensionisten auf stilles Bademeisterwohlgefallen treffen?

Der Wiener Bademeister, ein Cousin des sadistischen Caféhauskellners. Was sich bewegt, ist ihm suspekt, und Sportschwimmer bewegen sich nun einmal recht rege.

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