Abenteuer in Wien (1952)
“Abenteuer in Wien”, Regie Emile Edwin Reinert, Drehbuch Michael Kehlmann und Franz Tassié, Kamera Helmut Ashley, mit Gustav Fröhlich, Cornell Borchers, Franz Lederer, Inge Conradi, Adrienne Gessner, in Nebenrollen auch Fritz Eckhardt, Karl Farkas und Michael Kehlmann selbst (als Passfälscher).
Vom Genre her ein Film noir, aber dann doch nur dunkelgrau, da sich dem unausweichlich tragischen Schicksal dann doch noch ausweichen lässt und so etwas wie Gerechtigkeit hergestellt wird, in einem vom Krieg zerstörten Wien am Silvesterabend.
Motive eines Nachkriegswiens, wie man es auch aus dem Dritten Mann kennt: Dunkelheit, Ruinen, finstre Flure, Verbrecher, Passfälscher.
Aber die Geschichte steht hier schräg zu den Kräften und Motiven, die vordergründig das Geschehen bestimmen (Besatzung, Zerstörung, Not, Verbrechen, jeder ist sich selbst der Nächste), und so auch das Verbrechen. Die Akteure und Akteurinnen stehen nicht im Zentrum der Nachkriegsschiebereien, sie sind nicht Geheimdienstagenten oder Schieber, sondern vielmehr ein Pianist, dessen von ihm schlecht behandelte Frau, und ein Taxifahrer ohne Papiere, in Wien gestrandet.
Der Film verhandelt Bewegung und ihre Möglichkeiten, ob Reise aus Liebe oder, wichtiger noch, Reise zur Flucht, und dabei viel Bewegung durch die Stadt. Das Ganze noch dazu am letzten Abend im Jahr, wo der Pianist natürlich ein Konzert spielt, junge Paare zwischen den Ruinen Zufluchtsorte suchen, die einen in die Kirche drängen und die anderen lachend mit Gläsern durch die dunklen Straßen tanzen. (Erkannt zu haben glaube ich als Ort einer der Fluchtszenen den Raimundhof in der Mariahilfer Straße, das nur so nebenbei.)
Aktuell kann man “Abenteuer in Wien” online sehen, im Rahmen des Streaming-Festivals Dunkles Wien des Filmarchivs, 8.5.-4.6.2020.