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- 7 05 2025 - 10:59 - katatonik

Die entführte Braut (1938)

Sich in Situationen verordneter Immobilität Filme mit ordentlichen Tanzszenen reinzuziehen hat gewiß rekonvaleszenzfördernde Wirkung.

Etwa solche mit Rosy Barsony (1909—1977) im musikalisch durchdrungenen Film “Die entführte Braut” (“Roxy und ihr Wunderteam”), der im Januar 1938 erstmals — und zwar in Wien — vorgeführt wurde. Ein narrativ etwas exzentrischer (tja, Operette), sehr charmanter Film im Milieu des ungarischen National-Fußballteams. Es geht um Sport vs. Liebe, geografisch und kulturell zwischen Österreich und Ungarn. Der Balaton spielt eine Hauptrolle. Die jungen Männer (in hinreißenden Badeanzügen zu sehen!) müssen trainieren, junge Frauen unterminieren das und führen mit ihrer Präsenz zu allerlei Verwicklungen.

Fantastisch finde ich die Nummer ab 1:15, gerade auch wegen der Kombination aus Basanys sprühender Freude und überbordendem Bewegungsdrang mit der eine geschwellte Brust paradierenden Behäbigkeit ihres etwas gesetzteren Partners (ihr häufiger Bühnenpartner und Ehemann Oscar Dénes), gerade auch, weil hier Einiges an Choreographie und Ausführung unperfekt und ungelenk wirkt. Das fördert die Rekonvaleszenz gleich noch mehr.

Aktuell einsehbar (noch bis 11.5.2025) hier auf der fantastischen Website des fantastischen österreichischen Filmarchivs. Der Film, so heißt es, sei die letzte Produktion einer von jüdischen Filmschaffenden getragenen österreichisch-ungarischen Filmproduktion der 1930er Jahre und beruht auf Paul Abrahams Operette “Roxy und ihr Wunderteam”, die 1937 in Wien und Budapest aufgeführt worden war. Hier ein gut recherchierter Artikel von Angela Eder, der unter anderem sport- und sozialgeschichtliche Hintergründe (soziale Anerkennung des Fußballsports im Wien der 1930er Jahre, die sich auch anhand dieses Films zeigt), Details aus der zeitgenössischen Rezeption und die biografischen Verläufe der vielen jüdischen Darsteller*innen behandelt.


Vielen Dank, gestern mit Genuss und Belehrung gesehen. Vor allem Oskar Dénes war mir eine Freude. – Die Nummer mit den Rittern fand ich auch die beste, “ungelenk” trifft es, wie auch manche Dialoge insgesamt ein bisschen improvisiert wirken. Aber sehr schön!

Herr Rau (May 11, 09:56 am) #


Ah, sehr erfreulich! Schon allein die Eröffnung dieses Genrefilms mit Aufnahmen eines Fußballländerspiels ist ja recht bemerkenswert.

katatonik (May 11, 10:09 am) #

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