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- 4 07 2021 - 21:24 - katatonik

Locke, Steven Knight (2013, auf MUBI gesehen) (mit Spoilern, ja)

Ivan Locke (Tom Hardy) fährt in der Nacht von einer Baustelle, die er managt, in ein Krankenhaus, in dem eine Frau sein Baby zur Welt bringt, mit der er einen One-Night-Stand hatte. Der Film ist die Autofahrt. Zu Beginn und zu Ende sieht man auch städtische Umgebungen, aber im wesentlichen besteht der Film aus dem Innenraum von Lockes Auto, aus seinem Gesicht, seinen Händen am Lenkrad, den Lichteffekten, die eine Autofahrt durch die Nacht erzeugt, und der Straßenmöblierung, die sie zu sehen gibt.

Der Film bewegt sich über die Freisprechanlage von Lockes Telefon. Die Familie, Ehefrau und zwei Söhne, erwarten ihn zu Hause zu einem Fußballspiel. Die gebärende Geliebte, die eigentlich gar keine Geliebte ist, erwartet ihn im Krankenhaus. Baustellenmitarbeiter erwarten seine Entscheidungen. Am nächsten Morgen wird eine riesige Betonlieferung für das Fundament eines neuen Baus erwartet. Man merkt Locke an, wie wichtig ihm dieses Projekt ist, mit welcher Begeisterung er seine Realisierung betreibt.

Natürlich gehen Dinge schief. Nötige Genehmigungen erweisen sich als plötzlich doch noch nicht erteilt, ein Schlüsselmitarbeiter hat ein Alkoholproblem und braucht Zuspruch, damit er tun kann, was zum Krisenmanagement zu tun ist. Die Gebärende wird nervös; es gibt Komplikationen mit der Nabelschnur und sie will Liebesbekenntnisse, die ihr Locke nicht geben kann und will. Und, ja: Seiner Frau muss Locke vom One-Night-Stand erzählen. Er tut das so ruhig und so abwägend, wie er mit dem sich besaufenden nervösen Kollegen tut, rational, einen Schritt nach dem anderen, immer schön die anderen kommen lassen und sie dann sanft in die Richtung steuern, wo sie tun, was man von ihnen braucht. Ich habe das nur einmal in 15 Jahren gemacht, es war ein Fehler, sie war so einsam und so traurig, ich kann sie jetzt nicht alleine lassen. Er bittet nicht um Verzeihung, er fleht nicht, er versucht einfach, sein Projekt Familie weiterzubringen.

Lockes ist die Tragik des projektorientierten und krisengemanagten Lebens, des Mannes, der, als ihn seine Frau telefonisch rauswirft und er auf der anderen Leitung die ersten Schreie des neugeborenen Babys von der anderen hört, die er nicht liebt, daran doch nur wahrnehmen kann, dass sein Projekt Familie nun wohl anders realisiert werden muss als es ursprünglich geplant war.

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