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- 31 12 2021 - 19:37 - katatonik

Der Traum zum Jahr 2021

Den Traum zum Jahr 2021 hatte ich von 30. auf 31. Dezember, und es war ein Traum nach einer schlaflosen Nacht, wie sie in diesem Jahr gelegentlich vorkamen, geträumt, als es schon hell war draußen.

Ich träumte also, ich wäre schlaflos. Es kam mir sinnvoll vor, die Zeit gut zu nutzen, deswegen verließ ich das Haus, um Croissants zu besorgen. Die besten Croissants in der Nachbarschaft führt ein türkischer Backshop ein paar Häuser weiter, also dorthin, am Weg dann aber anders entschieden, nein, besser gleich zum Brunnenmarkt, das ist ein längerer Spaziergang. Davon könnte ich erfrischt werden oder auch ermüden, beides wäre besser als dieser dumpfe Schlaflosigkeitszustand. Also ging ich los, über breite Straßen, durch enge Gassen, natürlich sah alles anders aus, als es mir bekannt ist.

Am Brunnenmarkt fand ich mich dann plötzlich in einem Lokal mit Plastiktischdecken wieder, nach einem Schnitt. (Der Traum war voller Schnitte.) Ich wusste nicht recht, was ich da tat, aber am Tisch stand bereits ein Korb voller türkischer Backwaren (aha, ich bin in einer türkischen Bäckerei), und ich hatte ein Sackerl mit Croissants bei mir (aha, geplanter Einkauf schon erledigt). Ich fühlte mich fremd, in einer Umgebung, von der ich nicht wusste, ob ich überhaupt da sein dürfte (haben die eigentlich schon offen?). Nahm mir vor, sollte ich angesprochen werden, nach Tee zu fragen, dazu kam es aber nicht. Ein junges Mädchen, das da arbeitete, sprach mit mir, führte in Schleifen ein Gespräch mit mir, herzenswarm, verwirrend. Es gab noch andere, geschäftig herumlaufende Bäckereiarbeiter, denen meine Anwesenheit aber egal war. Ich wollte nach draußen, entdeckte aber dabei, dass ich eine leere Bierkiste mit einer einzigen leeren Flasche drin am Bein mit mir schleppte. Das war mir peinlich.

Einige Schnitte weiter spazierte ich über den Markt, ein Geländer entlang (das es dort nicht gibt), das wie eine Schiffsreling anmutete (vor dem Einschlafen hatte ich einen Schiffskatastrophenfilm gesehen, klar). Viele ethnisch kodierte Touristengrüppchen liefen herum, also ein Trupp Jung-Amis auf “Spring Break” mit entsprechend alkoholduseliger Wienbegeisterung, sowas halt. Ich fühlte mich unsicher, da niemand FFP2-Masken trug und es doch recht viele Menschen waren. Ein Grüppchen überholte mich, begann mich zu überholen, es stellte sich als eine Riesengruppe heraus. Sehr edel gekleidete Menschen mittleren Alters, Damen in Pelzmänteln, überhaupt lauter edle Mäntel. Alle ohne FFP2 im Gesicht.

Da wurde es mir zu bunt, ich sprach sie etwas lauter an, ob sie das nicht verantwortungslos fänden, da so eng beieinander und so langsam und so, dass niemand an ihnen vorbeikam, ohne FFP2 rumzulaufen. Sie verhielten sich wie die Bäckereiarbeiter, ich war ihnen egal, meine Anwesenheit bemerkten sie nicht. Nur ein Herr, der nach einem Chinesen aussah, drehte sich zu mir und sagte in lupenreinem Deutsch, er hätte doch in einer Wiener Stadtzeitung gelesen, dass hier alles in Ordnung sei, man bräuchte draußen keine FFP2 zu tragen. Aber man mache doch nicht nur das, was einem vorgeschrieben werde, rief ich ihm entgeistert nach (er war natürlich schon weitergegangen), man verhält sich doch vernunftgemäß! Vernunft! Die Menschengruppen gingen weiter; sie blieben bunt.

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