Behausungsträume
Die Berliner AirBnB-Hosts vom letzten Jahr stellten mir ihre Wohnung während ihrer Abwesenheit zur Verfügung. Ich rauchte nach meiner Ankunft zunächst eine Zigarre, sperrte mich dann aber aus, was mit schlechtem Schlaf zu tun hatte, und irrte durch das moderne Gebäude. In einem im zweiten Stock befindlichen, labyrinthesken Kindergarten, der eher wie ein Museum angelegt war, machte ich die Angestellten, die ich erst suchen musste, auf Baumängel aufmerksam, die mir gefährlich erschienen (da fließt Wasser von der Decke!), sich bei näherer Beschau aber als Feature herausstellten (das ist unser Brunnen!). Hernach gleich in Dänemark, in Restaurants essend, in denen es gang und gäbe war, dass man mit fremden Menschen an einem Tisch saß und lauwarme Getränke irgendwo zwischen Tee und alkoholfreiem Bier genoß (was Fermentiertes).
In einem Zuhause, wo immer das da war, hatten wir, wer immer das da war, ein seltsames mehrschichtiges Wand-Display in einem der Räume, zu dem ein Jesus mit echten Textilgewändern gehörte, oben an der Decke; möglicherweise bestand er überhaupt nur aus diesen Gewändern, was Karminrotes, Robenartiges. Das Display gehörte zu einer literarischen Darstellung der Jesusgeschichte in Gedichtform (ähnlich Edwin Arnolds “Light of Asia” für den Buddha), die ich begeistert in den Fermentgetränk-Restaurants anderen zeigte, da ich sie für sehr originell hielt. Es hatten sich freilich bereits Schichten des Displays abgelöst, was ich als Baumangel irgendwo geltend machen wollte. Die Gewänder des Jesus blieben auch nur deshalb an der Decke, weil sich unterhalb von ihnen ein festes, dichtes Spinnennetz gebildet hatte — das einmal riss, weshalb die Jesusgewänder herabfielen, langsam herabsegelten, und fortan von mir in die Fermentgetränk-Restaurants mitgenommen wurden, zwischen denen ich mich im übrigen mit Leihfahrrädern hin- und herbewegte. (#aufgew.)