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- 19 09 2003 - 15:22 - katatonik

Verelendungsspezialisten und Kabarettisten

“Man müsste endlich fragen, ob nicht “der österreichische Film” selbst in gewisser Weise zu einem Klischee verkommen ist. Es hat sehr viele Filme gegeben, die eine Art ästhetischer Verelendungspolitik betrieben haben – ich habe das ja auch in einer Debatte mit und rund um Michael Haneke schon gesagt. Das wurde zu einem nationalen Markenzeichen genauso wie andererseits die so genannten Kabarettfilme, ein Geblödel, das auf dem kürzesten Weg das Einverständnis mit den Vorurteilen des Publikums sucht – einer Aggression und nicht gelebtem Leben.

Ich erinnere mich noch, wie Josef Hader bei der ersten Salzburger Diagonale im Kleinen Festspielhaus auftrat und in etwa sagte: “So, und jetzt reißen wir Kabarettisten uns auch noch das Filmbudget unter den Nagel.” Das war prophetisch. Sie haben sich zwar nur die Hälfte geholt. Aber die andere Hälfte haben sich die Verelendungsspezialisten geholt. Interessant ist, dass etwas dazwischen, ein realistisches Kino, das konkrete soziale Verhältnisse abbildet, eigentlich nicht existiert. Das muss historische Ursachen haben. Und man kann das sicher nicht von heute auf morgen ändern. Was man aber ändern kann: Die Form der Auseinandersetzung mit diesen Ursachen. “

Hans Hurch, derzeitiger Leiter des Wiener Filmfestivals Viennale, wird in einem Interview über das Grazer Filmfestival Diagonale, programmatisch.

Apropos Verlesungen: las das Interview zweimal und beide Male “Verblendungsspezialisten” statt “Verelendungsspezialisten”, schien mir aber auch irgendwie stimmig.

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