How jung can you go
Achgottchen, die Wissenschaftsbeilage des “Falter”, genannt “heureka”, hat die Jungwissenschaftler entdeckt, und das ist zwar verdienstvoll, da unterbehandelt, aber der Gestus ist sowas von elitegeistmäßig vergeigt – “Austria Top 30 – Österreichs beste Nachwuchsforscher”.
Was soll man dazu sagen, vor allem als jemand, der zwar offiziell nicht mehr als Nachwuchs gilt (weil weit jenseits der 30er), aber ebensowenig als etabliert (weil noch unter 40 und ohne dauerhafte Anstellung, und schliesslich gilt man in diesem Fach hier anscheinend mindestens bis 50 als “Jungwissenschaftler”)?
Soll man sich jetzt denken, ja, Pech gehabt, habe eben leider nicht schon mit 22 eine 8seitige Publikationsliste abgeliefert, und hochdotierte Wissenschaftspreise auch nicht eingeheimst, verdammt, soll ich mir jetzt mit den scharfen Kanten meiner minderwertigen Publikationen die Pulsadern aufschlitzen? Was ist das für eine merkwürdige Auffassung von Benchmarking-Wissenschaftsmagazinjournalismus – wo sich “heureka” bislang doch auch irgendwie fortschrittlich gab?
Durchs gesamte “heureka” zieht sich ein Standard durch, ein hartes Benchmarking: viel publizieren, in den USA gewesen sein, das macht einen “top”. Es gibt nicht nur kein Infragestellen des Publikationslistenschwanzlängenmessens als Indikator für wissenschaftliche Qualität, auch keine Frage, ob die voll durchinternationalisierten, nie irgendwo lange und tief sozialisierten Von-Topuni-zu-Topuni-Jetter auf lange Sicht jener Menschentypus sind, den man in der Wissenschaft wirklich haben möchte. (Mobilität als Wert per se.) Ach, sie ist zum Kotzen, diese Klassenprimuszurlebensvorstellungstilisiererei.
Jungsein, Nachwuchssein, ein scheinbar immerwährend festgefrorener Zustand der Versprechung und Verheißung; in Realität ist man so lange vielversprechend, bis man Taxi fahren lernen muss.
Als der Interviewer vom Präsidenten des österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) erfährt, dass das Durchschnittsalter bei FWF-Projektleitern bei knapp unter 40 liegt, staunt er. “Ist das nicht etwas alt?”. Der Präsident antwortet: “Ich denke, das ist ein vernünftiges Durchschnittsalter. Wir wollen ja nicht, dass die Leute über 45 nicht mehr forschen.”
Das ist tröstlich. Sonst nichts.
vleicht könnte man als neues Kriterium Entfernungskilometer mal Aufenthaltstage im fernen, exotischen Land als neues Top-Jetter-Kriterium einführen? Das wär ja dann auch was für Sie, gerechterweise?
oder anzahl nachweisbarer schlechter scherze, die bei deren publikum nachweislich magengrummeln verursachen. da wäre ich sicher auch unter den top top.