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- 20 11 2022 - 10:04 - katatonik

Der Uschi-Obermeier-Effekt

Ich saß in einem Kino in Tarvisio, einem Ort voll Sonne und gepflasterter Straßen, riesigen Plätzen, knallorange gestrichenen Hotelbauten; durch die Straßen flanierten junge Frauen, die mikroskopische Bikinis trugen. Im Kino lief ein Film von Klaus Lemke, neben mir saß M. Baute, der begeistert war. Plötzlich eine Szene, in der alles rot war, ein rot gepolsterter Flur eines Hotels. Uschi Obermeier lehnte an einer Wand, tatsächlich: Uschi Obermeier. Nackt oder fast nackt. Sie sah so in die Kamera, wie man es von Brigitte Bardot aus Godards “Le Mépris” kennt, und blondiert war sie auch. Das Rot, es war nicht nur in den Wänden, sondern floß über das ganze Bild; Baute war begeistert. Ich erzählte ihm, dass man diesen Effekt doch schon kenne von einem anderen Film mit Uschi Obermeier, aber das war offenbar Geheimwissen. Es stellte sich heraus, dass der andere Film Baute unbekannt war, mir jedoch schon, als geheimer Download von der Ehschowissen-Plattform. Bautes Begeisterung überschlug sich, ah, eine Entdeckung. Ich fand das etwas überzogen (naja, das bisserl rot, sooo genial war der Einfall jetzt auch wieder nicht, und das mit den Blondinen, nun gut), freute mich aber mit ihm, als er Purzelbäume über die Sitzreihen schlug. [Tatsächlich saß M. Baute einmal in Wien in einem Kino neben mir und wurde während der Vorstellung immer begeisterter, aber ohne Purzelbäume; es war ein Film von Apichatpong Weerasethakul, damals, als man noch stolz war, wenn man dessen Namen endlich einigermaßen textsicher aussprechen konnte.]

Ich lief dann weiter durch die Straßen, ebenerdig in ein Gebäude hinein, in dem sich ein unergründlicher Betrieb befand, mit metallenen Gerätschaften und weißbeschürzten Arbeitern, der dann in eine gemütliche Bar überging, die dann plötzlich Ausblicke über Täler und Berge bot, weite Landschaften. Es war jedoch morgens, zu früh für die Bar, die ich mir notierte, um sie später am Tag mit G. aufzusuchen. Am Weg aus der Bar verirrte ich mich in den labyrinthesken Gängen des Betriebes, auf konsternierte Arbeiter treffend, mit denen ich keine Sprache teilte. [Aufgew.]

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