Der Hamburger Truthahn, 1873
“Das erste und für den flüchtigen Betrachter des Straßenbildes auffälligste Problem im Zusammenhang mit dem schnellen Wachstum der Stadt im 19. Jahrhundert war die ungeheure Zunahme der Zahl an Tieren, die in der Stadt gehaltn wurden oder sich in ihr bewegten. In einem Ausmaß, das in einer heutigen Großstadt unvorstellbar wäre, lebten die Menschen im Hamburg des 19. Jahrhunderts eng mit einer Vielzahl großer und kleiner Tiere zusammen. Immerhin handelte es sich um eine vom Pferd abhängige Gesellschaft …
Doch auch mit zahlreichen anderen Tierarten teilten sich Hamburgs Bewohner Straßen und Höfe: Die Viehzählung des Jahres 1873 ergab für Alt- und Neustadt einen Bestand von 2171 Hühnern, 77 Enten, 73 Ziegen, 32 Stück Rindvieh, 17 Schweinen, 7 Schafen, 6 Gänsen, einem Esel und einem Truthahn.”
Aus: Richard J. Evans: “Tod in Hamburg. Stadt, Gesellschaft und Politik in den Cholera-Jahren 1830-1910”, 1990, ein rororo-Taschenbuch, aus dem Englischen von Karl A. Klewer, pp.155f.
700 Seiten, ausgehend von der großen Cholera-Epidemie in Hamburg 1892, und offenbar die umfassendste und grundlegendste Hamburgische Sozialgeschichte fürs 19. Jahrhundert.