The Secret Life of Birds (BBC-Serie, 2011, 5 Folgen)
Eine Serie mit fünf Folgen über Vögel in Wales. Im Vergleich zu rezenteren Tierdokumentationen erfrischend low-tech. Iolo Williams — großes I, kleines l — walisert zu verschiedenen Vogelarten und ihren Verhaltensweisen herum. Speziesmäßig ausgewogen, Zaunkönige und Schilfrohrsänger (Spezies Adorbler, wie Jeff VanderMeer sagen würde), Wasseramseln und diverse Turdiden, Raubvögel und insbesondere Limikolen — Flussregenpfeifer, Säbelschnäbler, Bekassinen und Uferschnepfen. Rotkehlchen ebenfalls (keine Vogeldoku der britischen Inseln kommt ohne sie aus), aber gottlob widersteht die Serie der Verlockung Rotkehlchenpopulismus.
Die Prämisse ist recht einfach: Man könnte möglicherweise glauben, das Vogelleben sei paradiesisch und beneidenswert, aber dem ist leider nicht so. Die Wirklichkeit ist hart, Vögel sind ständig mit Futtersuche für sich oder ihre Brut befasst und kratzen ab, wenn sie darin nicht erfolgreich sind. Sie müssen stets wachsam gegenüber gefiederten und anderen Feinden sein; das Vogelleben ist, wie man auf Wienerisch sagt, kein Lercherlschas. Was wir für niedliche Laute halten mögen, ist oft nur durchdringender Warnton vor unserem unbotmäßigen Eindringen in Vogelterritorium.
Jede Folge hat ein anderes Thema: Folge 1 befasst sich mit dem Morgenchor, also Gezwitschere, Geträllere und anderen Lautgebungsarten (so etwa das berühmte Wummern der Bekassine beim balzmotivierten Abwärtsflug, von ihren äußeren Steuerfedern erzeugt). In Folge 2 geht’s um Nestbau in all seinen Varianten und die bewundernswerten Fertigkeiten dazu bei unterschiedlichen Spezies (Schwanzmeisen!). Folge 3 ist mit der Behandlung von Überlebensstrategien (und deren Scheitern) etwas brutaler. In Folge 4 gehts um Vögel in Städten und Siedlungsnähe (Highlight: in Baumrinden schlummernde Baumläufer), und Folge 5 befasst sich damit, wie Vögel an verschiedene Habitate angepasst sind, wie man sie in Wales findet (Bartmeisen!).
Es gibt keine besonders spektakulären Aufnahmen, etwa aus dem Inneren von Nestern, wie sie in Zeiten ferngesteuerter Minitaturkameras mittlerweile gängig geworden sind. Schon aus technischen Gründen hält die Kamera einen gewissen Respektabstand von den Fluffs, aber der Abstand ist wohl auch eben schlicht und einfach Respekt. Williams kauert und kniet im Gebüsch oder an Bachufern und erzählt im Flüsterton von dem einen oder anderen Nest, das sich — zumeist verborgen — hier oder da befindet. Der apokalyptische Unterton, der in rezenteren Vogeldokus dominiert (Aussterben, Klimawandel, Katzendoom), fehlt hier noch. Williams vermittelt aufrichtige Begeisterung für die Vielfalt walisischer Habitats — die es natürlich zu bewahren gilt — und freut sich über jeden einzelnen Fluff, den er dort sieht; man sieht und hört ihm gerne zu.
Das walisische Idiom ist höchst charmant, man möchte Williams den ganzen Tag dabei zuhören, wie er konsonantenreiche Ortsnamen ausspricht. Eine Form der Lautgebung, die dem Vogelstimmenrepertoire durchaus angemessen entspricht. Zaunkönig approves!