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- 20 03 2021 - 19:47 - katatonik

Invasion (Hugo Santiago, 1967)

Der Film “Invasion”, dessen Drehbuch Hugo Santiago gemeinsam mit Jorge Luis Borges schrieb, galt lange Zeit als verloren. Erst 2003 war es möglich, ihn auf der Basis aufgefundener Rollen zu rekonstruieren.

Eine Invasion steht bevor, man weiß nicht, von wem. Don Porfirio, ein älterer, weißhaariger Herr mit Schnauzbart, gibt Direktiven und organisiert die Abwehr von zu Hause aus, von einem flauschigen schwarzen Kater namens Wenceslao N. beobachtet oder bewacht, man weiß es nicht so genau; er trinkt dabei aber stets Mate. Die Abwehr besteht aus verschiedenen Gruppen von Männern in dunklen Anzügen und einer (genau einer) Frau, die von Don Porfirio telefonisch alarmiert werden und sich in Bewegung setzen. Die Stimmung ist angespannt, es gibt Unklarheiten über den Treffpunkt und den Inhalt der vermittelten Direktiven, die eine Gruppe kennt die andere nicht, die eine weiß nicht, dass die andere Teil der gleichen Verteidigungsbewegung ist. Manche Gruppen üben sich im Schießen oder im Nahkampf, aber man ahnt, es wird nichts bringen. Man ist ernsthaft, durch und durch; man wirkt melancholisch. Das Leben in der Stadt geht weiter, als wäre nichts geschehen, als gäbe es keine Gefahr. Der Film hat Stil, er ist sehr schwarz und sehr weiß, rhythmisch punktiert — gelegentlich — von piazzoleskem Akkordeonspiel.

Unvermittelt geschieht Unerwartetes: Eine Gruppe der Invasoren — in helle Trenchcoats gekleidet — stürmt in ein Cafe; sie fragen nach dem Weg zum Frachthafen, wo einander die Verteidiger treffen sollen, sie wünschen dorthin geführt zu werden. Ob sie dort oder anderswo ankommen, bleibt unklar, aber es kommt zu nächtlichen Schußwechseln vor Bambuspflanzen. Es bleibt nicht der letzte Schusswechsel im Film — Schusswechsel an den Rändern der Stadt, dort, wo die Vegetation beginnt.

Was ist das Ziel? Gibt es eine Chance? Es gilt einen Lastwagen mit “radio equipment” zu zerstören, den die Invasoren benötigen. Während der eine den anderen in einem Bowling-Lokal erklärt, was zu tun ist, verabschiedet sich einer aus der Gruppe und beginnt mit einer alleine dort sitzenden Frau ein Gespräch über Einsamkeit. Man setzt sich in Bewegung, Ernsthaftes wird unternommen, doch weil unklar bleibt, wer die Invasoren sind, welchen Hintergrund die Invasion hat, welche Bedeutung ihre Abwehr, bleibt das Stück hängend, in der Luft. Der Film schwebt in der Luft der Stadt, er findet keinen Boden und scheint ihn auch nicht zu suchen. Irgendwann beschleunigt sich alles. Die Invasoren sind technisch überlegen (sie haben Equipment). Es kommt zu einem Endkampf auf einer Insel, begleitet von Affenlauten.

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