Schwimmende Akademikerinnen
Zwei Mal ältere Wissenschafterinnen kennengelernt, die (so wie ich) beim arbeitsgetriebenen Herumreisen immer nach Schwimmbädern und Schwimmgelegenheiten suchen.
Da war zum einen die US-amerikanische Indologin, eine ehrfurchtgebietende, strenge Persönlichkeit, die das Schwimmen im Ausland wie eine Militäraktion zu planen schien (ausgiebige Recherchen, eng getakteter Zeitplan, ausgeklügelte Schwimmtechnik, Trainingsplan). Ich traf sie in Oslo; ich hielt einen Vortrag, sie war gerade für einen Forschungsaufenthalt eingetroffen, und es war ihr wichtig, dass das Schwimmen regelmäßig Teil ihres Ablaufs werden konnte. Das hatte viel von einer Athletik, zu der mir nur “generalstabsmäßg” einfallen will.
Und dann war da noch die britische Mediävistin, eine sehr souverän wirkende, empathische Frau, in ihren Schwimmgelegenheitssuchen diskret konsequent: sich direkt vom Flughafen vor einer Kommissionssitzung noch schnell vom Taxi in ein Schwimmbad bringen lassen (sounds familiar), oder bei einer Konferenz in der deutschen Provinz ein Freibad ausfindig machen und die Mittagspause dann lieber dort verbringen (been there, done that). Ich erzählte der britischen Kollegin von meinem Schwimmabenteuer in Beijing; sie erklärte das höflich zur besten Schwimmanekdote, die sie je gehört hätte, und wir prosteten einander zu.