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- 9 04 2022 - 11:27 - katatonik

I'm only happy when it rains

Die Stadt ist trübe, gelegentlich fällt ein Regentropfen aus der Wolkendecke. Es wird allmählich dunkel. Das Essen im Restaurant geht vorbei; es ist eines dieser halbfreundlichen, semiberuflichen Essen mit Gesprächen darüber, wie alles immer schlechter wird, die Arbeit, die Gesundheit, die Weltlage. Nichts von dem, was gesagt wird, ist falsch; alles daran ist nervtötend langweilig. Noch Dessert?

Es hat zu regnen begonnen; der Regen ist heftiger geworden. Der Gast von auswärts geht zu Fuß in die nahe gelegene Pension zurück. Der eine von den anderen dreien mit Fahrrad lässt das Rad stehen; gemütlich resignierend macht er sich in seiner semipermeablen Kleidung zur nächsten Straßenbahnhaltestelle auf. Die Tasche ist nicht regendicht, nein. Er sagt nicht, das macht nichts, aber es macht nichts.

Die zweite packt Regencape und Regenhose aus dem Rucksack. Mühevoll und verbissen zieht sie die Regenhäute über, schon draußen, außerhalb des Restaurants, in dessen Eingangsbereich. Wird sie das zweite Bein der Regenhose schneller überziehen können, als die größere Gruppe aus dem Restaurant nach draußen will, in deren Weg sie dann stünde? Sie schafft es. Alles an ihr ist in dem Moment eine Errungenschaft.

Die dritte holt den Schirm raus und spannt ihn auf, schiebt das Rad mit Schirm eine Zeit lang gemütlich durch den Regen bis zum nächsten dunklen Musiklokal. Es spielt Velvet Underground. Sie zischt ein Achterl und sieht dem Regen zu. Es ist sonst niemand im Lokal außer dem Bartyp, einem körperlich imposanten Security-Typ, der 2G-Nachweise und Ausweise gewissenhaft prüfen würde, wenn Gäste kämen, und vier jungen Männern, die sich Haselnussschnaps reinziehen und darüber reden. Es hat bald ausgeregnet.

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