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- 10 08 2022 - 20:20 - katatonik

Reisevorbereitungen

Regenfälle in Seoul, wo ich mich die nächsten etwas mehr als zwei Wochen aufhalten werde, die stärksten seit 115 Jahren, heisst es. 16 Menschen sind in Seoul und Umgebung bis dato ertrunken, drei davon in einer Souterrain-Wohnung. Straßen sind Flüsse, der Verkehr zusammengebrochen. Penible Berichterstattung beim Korea Herald, Kritik an Bürgermeister Oh wegen vergangener Kürzungen von Katastrophenschutzbudgets. Oh wird im Volksmund “Oseidon” genannt; während seiner Amtszeit gab es in Seoul bereits einige schwere Überflutungen.

“A video titled “Sillim-dong Phelps” — the title alludes to the US swimming great Michael Phelps — was posted on online Monday. The six-second-long video showed a person wearing a red swimsuit, purple swimming cap and flippers on a flooded road in Sillim-dong, Seoul.”

“A 400-year-old ginko tree at the Munmyo Confucian Shrine near Sungkyunkwan University in Jongno-gu, Seoul, suffered damage to a branch measuring 30 centimeters in diameter. The ginko tree has been a designated natural monument since 1962.”

Beruhigende E-Mail eines Kollegen: “Public transportation including the subway runs fine. All the roads are open. Koreans are very quick in such things because people are impatient.” Auch das Hotel beruhigt, es sei dort alles in Ordnung. Freilich wird mehr Regen erwartet; man wird sehen. Vorfreude auf Unbekanntes, zwei Konferenzen, viele alte Bekannte werden da sein, auch neue Gesichter werden zu aus der Lektüre bekannten Namen kommen. Seit Pandemiebeginn auf keiner Fachkonferenz mehr gewesen, persönlich; it feels very unusual. Bei beiden Konferenzen bin ich auch in repräsentativer Funktion tätig; daran muss ich mich erst gewöhnen. Ich nehm sowas ja tendenziell eher nicht ernst und betrachte es eher als Schauspiel. Aber in Korea nimmt man Repräsentation ernst; ich muss mich schauspielerisch bemühen.

Ich lerne Hangul über diese sehr gut gestaltete interaktive Website, eine wunderbar systematische Schrift, ein Meisterwerk.

E-Reader aufladen, Musik auf Handy laden, Kopfhörer zweierlei Art laden, und natürlich Ladekabel dann einpacken, ich hab fast schon vergessen, wie aufwändig längere Reisevorbereitungen mittlerweile sind. Schleichende Transformation vom Depro-Nosferatu, als der ich einst mit kleinen kompakt gepackten Rucksäcken die Welt und vor allem Asien bereiste, zur reisenden — kompakten — Wanderbibliothek mit angeschlossenem Forschungsinstitut und gut bestückter Jukebox.

Fluglinienwebsites nicht vermisst, Flughäfen auch nicht; zu viele gehetzte Flugreisen in den letzten zehn Jahren. Der letzte Flug war aber nun schon im Februar 2020 — erst nach London, dann nach Bonn; in London der Sturm, dessentwegen ich erst eine, dann zwei, dann fünf Stunden länger in Heathrow saß, die gelegentlich vorbeidefilierenden ostasiatischen Fluggäste mit Masken registrierend, damals keinen Schluss daraus für das eigene Leben ziehend. Kurz darauf G. und ich in München, wir erzählen immer noch manchmal von der Rückreise nach Wien im Zug, als das ältere Ehepaar aus Oberösterreich hinter uns mit deren Tochter telefonierte, “Wir sind grad noch aus Italien rausgekommen”, und so hust-hust dabei. Heute ist das eine Schmunzelgeschichte des knapp dem Virus Entronnenseins, eine der harmlos gebliebenen Corona-Geschichten. Ich bin höchst erleichtert, keine anderen erzählen zu können, zumindest nicht aus dem nächsten Umfeld.

Anruf: Eine Tonbandstimme informierte (auf Englisch), dass das FBI mich als Ziel einer Ermittlung identifiziert hätte und Agenten gleich bei mir klingeln würden, und ich sollte doch bitte die 1 für weitere Infos. Tat ich nicht; warte immer noch. Wird mich das FBI etwa dann am Flughafen packen?

“Baby you are the only car I drive.”

“It’s been a while.” No kidding.

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