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- 29 10 2022 - 12:49 - katatonik

Pandemierauschkino

Mit dem H., den ich im Kino zufällig getroffen hab, noch in den Viennale Club, temporär besiedeltes Lokal mit Kellerdisco im ersten Bezirk (Geschichte, anyone? Tolle Räume!). Filmgeplauder. Zwei Campari Sprizz zum Preis von einem bei Vorlage von Kinokarte, das zischen sich nicht wenige. Plaudern nach links und rechts. Die F., die ein Filmfestival in der Schweiz leitet, die K., die früher einmal beim Relaunch der “Anschläge” dabei war, den die B. lanciert hat, is aber schon länger her. Anstoßen. Unter den Bekannten vom H. ist ein M. dabei, der früher aber W. hieß, wie man mir im nachhinein erzählt; der Mann wechselt gern und oft seine Namen. Es ist alles ein wenig mysteriös. Jedenfalls stellt sich heraus, dass der M., damals wohl als W., eine Zeit lang jenes etwas entlegene Gebiet studiert hat, auf dem ich spezialisiert forsche. Er tat das zu jener Zeit in Wien, als ich gerade in Japan war. Na sowas. Weisst noch, wie man damals mit Word Perfect tibetische Schriftzeichen eingeben hat müssen? Mühsam! Na, heut gibt’s Unicode. Aber wie eingeben? Na, ibus, scim, bist eh auf Linux unterwegs, oder?

Der H. hat wieder so Einiges entdeckt, musik- und filmmäßig; er ist ja knapp an der Pension, da hat man schon Zeit für so drei Viennale-Filme am Tag. Hast den Film von dem wahnsinnigen Franzosen g’sehn, der den John Zorn verfolgt hat? Irre! (Der H. hat Teil III gesehn, ich Teile I-II; wir gleichen ab.) Ich erzähl ihm vom großartigen Konzert des Streichquartetts unserer Instituts-Chefadministratorin unlängst, die ja jetzt auch in Pension; natürlich hat er das Quartett schon einmal live gesehen, etwas weniger unlängst, bei einer Preisverleihung. Es ist ja Wien, da streift jedes Leben mit einem Eckerl an jedem an, irgendwie. Kennst Sambia-Rock? Unglaublich tolle Sache, leider alle Protagonisten an HIV verstorben, so ein Dreck. Geschichten aus San Sebastian, Vilnius, Seoul, San Francisco. Man ist wieder unterwegs.

Wie seid’s durch die Pandemie gekommen, das scheint sich so als Smalltalkfrage jetzt durchzusetzen. Viele Paxlovid-Geschichten, eher schwere Verläufe bei den Ü60ern (“Gliederschmerzen wie noch nie im Leben”), keine*r an dem Abend ohne Infektion. In der gut gefüllten Kellerdisco läuft sich das “Beirut Groove Collective” langsam warm. 60er-, 70er-Grooves aus dem Nahen Osten und aus Afrika, Musik für Turmfrisuren und Schmalzlocken, Raritäten gewiss, aber hm. Der H. so: Das wäre dann wohl die Musik, zu der die Haute volée im Nahen Osten abgetanzt hat. Jo eh. Spuren verfolgen, da könnte noch was zu entdecken sein, mit etwas Graberei (Kollektivgründungsmitglieder Natalie Shooter und Ernesto Chahoud, hier gibt’s einen Mix mit Platten aus dem Libanon.)

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