Séances soniques et sucrées
Fremde Menschen erzählen mir wieder Geschichten.
Faszination der so gekonnt aussehenden Reglerbetätigung bei elektronischen Klangerzeugern, gerade, weil anders als bei konventionellen Musikinstrumenten die Kausalität zwischen Bewegung und Klang nicht nachvollziehbar ist, für mich jedenfalls nicht. Es ist eine kindliche Faszination, woher weiß der Kerl, was da rauskommt.
corporeal gratitude
Ich habe zwei CDs käuflich erworben, nach einem Konzert, direkt von den Musikerinnen. Ich höre keine CDs, mein Setup schließt diese Option technisch nicht mehr ein. Der Erwerb hatte mehr von einer spontanen Geste des Ausdrucks der Anerkennung, der Begeisterung; das musste sein. Ich höre die Nummern auf Bandcamp nach, auf Tidal; ich digitalisiere die CDs in FLAC-Dateien und höre sie vom Laptop. Vielleicht kaufe ich auch die CDs noch einmal als Dateien von Bandcamp, schließlich ist die Begeisterung groß, und Musik darf Geld kosten. Die CDs werde ich natürlich behalten, sie sind nun sehr geschätzte Objekte, eine Art Talisman.
Wenn man aus der Erinnerung von Menschen gefallen ist, die doch so stark in der eigenen sind.
Rezept des magischen Kuchens: 1 ganze Orange ca. 30 Minuten kochen, dann pürieren. Dazu 4 ganze Eier, 120g Kristallzucker, 250g geriebene Mandeln, 1TL Backpulver, Prise Salz, in Springform 45min bei 180° backen. Die Zuckermenge ist skalierbar; das Originalrezept hatte 180g, mir reichen 120.
nachvibrierend
Im In-Ear-Bluetooth-Kopfhörer sagt eine Frauenstimme “connected”, wenn die Verbindung mit dem Endgerät hergestellt ist; sie sagt dies in erkennbar amerikanischem Englisch, mit einer zu Aktivität und Genuss auffordernden Fröhlichkeit, Betonung “con-NECT-ed”. Der Over-Ear-Kopfhörer dagegen ist ein britisches Fabrikat. Auch hier eine Frauenstimme, die “connected” sagt, allerdings in unterkühltem Tonfall, fallend: “CON-nect-ed”, ein Fakt konstatierend, mit keinerlei Aufforderung verbunden, zurückhaltend.
Überrascht davon, wie ausnehmend gut mir ein Konzert improvisierter Musik gefiel — public recording in einem Tonstudio —, das mehr Jazz an sich hatte, als mir sonst lieb ist. Der Saxophonist, er stand ganz vorne, wie er bei manchen Passagen des Pianisten seine Lippen ganz nah am Mundstück hatte, es fast berührte, die Augen geschlossen, ein Körper durchdrungen von Musik, ein, zwei Mal setzte er an und blies dann doch nicht, erst später.
[Martin Siewert & Reinhold Friedl, Echoraum, 17.1.; Golden Diskó Ship, Echoraum, 17.1.; Ad Libitum Quartet (Vinicius Cajado, Mark Holub, Villy Paraskevopoulos, Werner Zangerle), Public Recording, Amann-Studios, 21.1.]