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- 8 07 2024 - 20:51 - katatonik

Nachnotizen (Prag, München)

Igor Grubic, East Side Story, 2006-2008. Eine Video-Installation auf zwei Kanälen, Projektion auf zwei Wände im rechten Winkel zueinander, schwarz, dunkel. Der linke Kanal zeigt Aufnahmen der Gay Pride in Zagreb und Belgrad 2001 und 2002: Die Konfrontation der Parade mit einem wütenden und gewalttätigen Mob, aufbrausende Massen jungen Männern, die Hassparolen skandieren, Omas, die Schwule und Lesben in die Hölle der Verdammnis brüllen. Dazwischen Polizisten, die tatsächlich die Parade beschützen, dafür ihrerseits angegriffen und blutig geschlagen werden. Schwer auszuhaltende Aufnahmen. Männer treten einen, der am Boden liegt, unablässig. (Er hat überlebt.) Der rechte Kanal zeigt Tänzer*innen an den gleichen Orten, die die Bewegungen der Akteur*innen am linken Kanal aufnehmen, reproduzieren, variieren, konterkarieren, kommentieren, zerlegen, analysieren. Kurz der Gedanke, mit dieser Performance von Körpern, die sich vereinzelt unerwartet in den Straßen an den Stätten von Gewalt bewegenden Körpern würde auch vermittelt, wie diese Gewalt in der Stadt bleibt, da, immer latent da ist, immer wieder kommen kann.

Danica Dakić, Isola Bella, Videoarbeit 2007—2008. 1947 wurde in Pazarić, einer Stadt in der Nähe von Sarajewo, ein Heim für Waisen und geistig und körperlich behinderte Kinder gegründet. Einige der dort Aufgenommenen verließen das Heim seit ihrer Aufnahme nicht. Ein vergessener Ort, ein immer weiter existierender Ort, im Schatten, neben den Geschehnissen, parallel zur Welt. Dakić entwickelte mit den Bewohner*innen Darbietungen auf einer Theaterbühne, in denen sie Episoden aus ihrem Leben erzählen, zu Musik tanzen, sich bewegen, einander zusehen, dabei stets Masken aus dem viktorianischen Großbritannien tragend, die die obere Hälfte des Gesichts verdecken. Wie nahtlos die Masken den Gesichtern anliegen, wie man sich die Körper und Gesichter gar nicht anders vorzustellen vermag als mit diesen oft über die Köpfe hinausragenden Masken.

Slawomir Elsner: die Zufallsentdeckung, fast schon am Verlassen der Pinakothek der Moderne in München, dann doch noch in diese Galerie im Erdgeschoß. Case Studies on Rubens. “Rubens und Isabella Brant in der Geißblattlaube”, um 1609 entstanden, mit zeichnerisch-malerischen Verfahren zerlegt, abstrahiert, gedeutet. Unglaubliche Dichte. Das Original hängt schräg gegenüber in der Alten Pinakothek. Die Vorstufe mit den Händen noch eine der unauffälligeren Analysen, nichtdestotrotz die, die bei mir den stärksten Eindruck hinterlässt.

K.R.H. Sonderborg, 1921—2008: eigentlich geboren als Kurt Hoffman, aufgewachsen in Hamburg, in die Swing Kids-Szene involviert, aufgrund “undeutscher Umtriebe” kurzzeitig im KZ Fuhlsbüttel interniert, malte vorwiegend in Hotelzimmern, sehr energetisch ausgeführte abstrakte Malerei (ihm fehlte übrigens der rechte Arm). “Aus fotografischen Privat- und Presseaufnahmen destillierte er Motive, die er so aus ihrem narrativen Zusammenhang isolierte und die ihm als optische Grundstruktur zur Anregung dienten. Dabei blieb er seiner Vorliebe für technische Konstruktionen treu, wobei die graphische Struktur von Autoscheibenwischern und Oberleitungen ihn gleichermaßen inspirierten wie Hafenkräne oder Gastanks.”

Magdalena Jetelovà, Fotografie: ein einzelner weißer Streifen zieht sich durch die dunkle Steinlandschaft Islands. In the 1990s, Magdalena Jetelovà transitioned to the artwork that uses light as a tool to define territories and uncover the secrets that our universe conceals. With a combination of laser use and black & white photography, she revealed how our landscapes communicate.

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