Chilled life
Die Woche, in der sich der Körper nach dem Radfahren nicht erwärmen wollte. Schnee da, Schnee weg, Schnee da.
Kepa Junkera & Sorginak: Sorginak Infernuko Hauspotik Irtetzen.
Der ungarische Kollege, der nicht verstand, warum sich so viele Israelis jetzt auf Stellen im Ausland bewerben. Man lebe doch immer in Scheiß-Regimen und richte es sich dort so ein, wie es eben am besten ginge.
Und immer noch begegnen mir in der Wissenschaft so viele Frauen, die älter sind als ich, und die mir total auf die Nerven gehen; ich find sie oft verbissen, unkooperativ, ohne Großzügigkeit im menschlichen Umgang, streberisch, getrieben von einem Dabeiseinwollen und Mitspielenwollen bei Prozessen, die mir unwesentlich erscheinen. Mittlerweile bremse ich freilich oft mein Genervtsein ab und denke, genervt müsste ich eigentlich wegen der Verhältnisse sein, nicht wegen der Verhaltensweisen, die sie produzieren. (Und es ist nicht so, als würde sich das Genervtsein nicht auch gelegentlich auf an mir selbst beobachtete Verhaltensweisen richten. Es gibt Formen von Scheiße, in denen eine drinsteckt, da kommt sie nicht drüber, no chance.)
The Field: Looping State of Mind.
Die Geschichte von der Frau, die einige Jahre lang in Großbritannien in einer Mietwohnung vorgab, ihr Kleinkind würde nicht bei ihr wohnen. Es war wohl verboten, diese Wohnung mit Kindern zu bewohnen, es war überhaupt in vielen Wohnungen verboten, dort mit Kindern zu wohnen, und da sie so lange Wohnung gesucht hatte, blieb ihr nur so zu tun, als lebte da kein Kind, und gelegentlich kam jemand vorbei zur Kontrolle, und natürlich lag da das eine oder andere Stofftier herum, das eine oder andere Kinderkleidungsstück, aber alle taten, als wäre da niemand. Und Kinder, die in solchen Wohnungen lebten, natürlich galten die in der Schule als zweitklassig, denn man konnte zu ihnen nicht zum Spielen kommen, und alle wussten, warum, alle wussten, der lebt wohl mit Eltern, die sich keine andere Wohnung leisten können; man ist da ja sehr klassenbewusst, in Großbritannien.
Instragram-Videos, von Algorithmen herbeigespült, zivilisatorische Endstufe: how to make homemade food entirely out of processed food (home-made Nutella out of white chocolate), oder ultimate hoodie tricks (wie falte ich meine billig in Bangladesh produzierte Massenware so, dass ich damit die Queen Mum mit meiner Adrettheit beeindrucken könnte), Herstellung riesiger Schokoladeskulpturen (nein, das wird kein Wanddildo, sondern ein Drachen), Wunder der Technik (Glättung von Sahnetortensahneumhüllung mit eigenen Maschinen), die Atemlosigkeit der Produktion und Herstellung, überall wird nur gemacht, hört denn das nie auf mit dieser Produziererei? Blasse Erinnerung an den Vortrag eines Archäologen in Heidelberg, vor einigen Jahren; es ging um die Fülle der Materie, die absolut unerträgliche Überfülle vorhandener Materialität auf diesem Planeten.
Sitzungswoche. Auch der schwerhörige Ü75-Kollege gendert nun seine ausführlichen Diskussionsbeiträge; er macht sehr schöne Vor-Innen-Pausen.
Prozessontologie magst haben, keinen Substanz- und Eigenschaftsdualismus? Naja, in der buddhistischen Philosophie kennt man sowas auch, da wär zum Beispiel eine Ontologie rein augenblicklich bestehender materieller und geistiger Gegebenheiten, nichts als Ursachenbündel und Wirkungen, keine Hierarchie von Daseinskategorien, keine Stabilität, alles zerfällt in Momente, noch ein Glas Wein?
(Und später, mit noch mehr Wein, kommen dann halt die Geschichten von der Wissenschaftspraxis raus, die man sonst nicht so hört, nach Art von “wie bring ich meine total interessante Arbeit weiter trotz Chemo, die mich maximal eine Woche im Monat klar denken lässt, und außerdem bin ich Alleinerzieherin eines Zehnjährigen”.)